Von Madame Pavot
Der See war schon dunkel. Ich trat auf einen heruntergefallenen Ast, er knackte laut, ich erschrak. Vielleicht lümmelten die Nachbarskinder auch herum und tranken fast heimlich Bier, der See gehörte nicht mir allein, auch, wenn er mir in der grauschwarzen Nacht das Gegenteil suggerierte. Hier war ich ruhig. Ich atmete aus, atmete ein. Die nachtwarme Luft stach fast ihren Dunst in meine empfindliche Nase, aber ich liebte sie trotzdem, sie war meine Konstante in der neuen, ganz fremden Stadt, die hier verschwamm.
Die Frösche hörten mich. Sie waren erst leise, dann lauter, wie ein sich steigerndes Orchester, meine Freunde in der Einsamkeit, manchmal quakten sie mich einfach aus der Nähe an und verschwanden wieder. Die Stadt war ein anonymer, grauer Ort, aber hier, am schwarzen Froschsee war ich ein Vertrauter.
Ich hörte ferne Stimmen, sie mischten sich mit dem leisen Froschgesang. Auf einmal rauschte es in meinen Ohren. Ich schaute meine Hand an, im Dunkel sah ich wenig, aber eine zarte, neue Haut schimmerte zwischen meinen Fingern.
Ich hatte sowieso nichts in der Stadt verloren. Meine Beine fühlten sich auf einmal leicht und ich sprang. Nun gehörte der See doch mir. Der ferne Gesang, der sich nun deutlich von den Stimmen abhob, lockte mich zu Meinesgleichen
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