METROpole

Von Monika Jarju

Zwischen Kreuzberg und Neukölln stieg sie ein,
der Mantel flog auf, ihre Knie leckten am Kleidersaum.
Der Zug donnerte durch den Tunnel.
Sie parkte ihr Handy am vorlauten Mund.
Liebe? – schrie sie hinein, komm mir nicht damit!
Fest presste sie ihre Schenkel übereinander – und
zog keinen Blick auf sich.
Ihr Lachen trudelte wie eine Flasche
durch den Waggon, schlingerte um Frauen,
schlug heftig an Männer.
Ich bin Workaholic, du hältst mich ab,
und sowieso, ich verstehe dich nicht,
stießen ihre maskierten Lippen ins Mikro.
Der Zug fuhr.
Männer stierten zu Boden.
Liebe? Damit kann ich nichts anfangen.
Ich treibe Sport, keine Zeit, und du bist fünfzig!
Schnell nahm der Zug eine Kurve.
Frauen hielten Bücher fest.
Steh ja nicht vor meiner Tür,
rein kommst du nicht!
Liebe? Spinnst du, wovon redest du?
Flecken blätterten ihre Schminke auf.
Der Zug fuhr in den Bahnhof ein.
Such dir ein Hobby oder einen Therapeuten!
Die Türen sprangen auf.
Na gut, auf einen Kaffee, lenkte sie ein.

Weg war sie.

Alle lächelten einander an
– aus Liebe?

*

©2021 Monika Jarju
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