Die Schwalbe

Von Ellen Marion Maybell

Was ich nicht mach.
Ich mach keinen Sommer.
Sagte die Schwalbe.
Ist nur‘n Wunsch,
n frommer.
Also Leute gemach, gemach.
Nicht, weil ich den nicht mag.
Weil ich’s nicht kann.
Ich kenn auch keinen
aus uns Schwalbenkreisen.
An diese Art von Können
kommt keiner von uns ran.

Nur die Bordsteine,
nein, die mag ich nicht.
Da kommen sie alle an.
Wie man da anrüchig
über uns Schwalben spricht.
Na, wie wär’s denn, meine Eine,
Prollige, Dicke, Fette, Kleine.
Mann.
Gier und brüchig.
Alles dabei.
Im diffusen Trottoiren-Licht.
Elends-Gossen-Buhlerei.
Mehr isses doch nicht.
Knapp am Mindest-Lohn vorbei.

Da tapsen se rum,
die Schwalben-Schwänze
und japsen brüllkomische Schwalben-Tänze.
Wann werd ich von dir durchgeledert.
Wenn ich trocken bin hinterm Bürzel.
Von Mutti grade abgefedert.

Dann segel ich dir einen,
leg dich hin.
Schwalben-Nester – bis zum Kinn.
Her mit der KNETE –
Und dann bete,
dass ich keine Schwester – bin.
Im Kuh-Stall lass ich dich dann fallen,
im freien Fall – aus meinen Schwalben-Krallen.

Wie gesagt, das alles mach ich.
Nur keinen Sommer.
Weil ich’s nicht kann.
Bleibt nur’n Wunsch, n heil‘ger, frommer.
Es gibt ja immer mal den einen
oder andern.
Nun, dann ja, dann eben dann.

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© 2021 Ellen Marion Maybell
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