Tod im Weiher

Von Michael Kothe

»Der Tote trieb bäuchlings im Wasser. Ein Spaziergänger hat ihn um 6 Uhr 40 gefunden, als er seinen Hund ausführte, einen Dobermann. Bechtl Martin heißt er.«
Hauptkommissar Hasler grinste von einem Ohr zum anderen, als er den Bericht hörte.
»Der Spaziergänger oder der Dobermann?«
»Was? Ach so. Bechtl Martin, äh, hatte er geheißen. Äh, der Tote.«
Der junge Wachtmeister stotterte, als er seine Angabe korrigierte.
»‘tschuldigung!«
Hasler hatte die Entschuldigung gemurmelt, sonst hätte er das Lachen über seinen platten Scherz nicht unterdrücken können. Ein bisschen regte sich sein schlechtes Gewissen darüber, den jungen Kollegen aus der Fassung gebracht zu haben. Er selbst stand kurz vor seiner Pensionierung, hatte während seiner langen Dienstjahre zu viel erlebt, um sich durch witzig gemeinte Bemerkungen älterer oder vorgesetzter Kollegen aus der Ruhe bringen zu lassen. Nun war er froh, sich umdrehen zu dürfen, als er hinter sich ein Schmatzen hörte. Er begrüßte Frau Dr. Herbrecht, die Gerichtsmedizinerin, die geräuschvoll die Latexhandschuhe abstreifte, bevor sie ihm die Hand reichte.

Beide betrachteten die Leiche. Eine leere Augenhöhle starrte sie an, Reste eines Augapfels hingen darin. Das linke Auge war geschlossen.
»Gestorben ist er jedenfalls gestern am späten Abend«, begann Dr. Herbrecht, »möglicherweise ertrunken. Ob sein Tod etwas mit der Augenverletzung zu tun hat oder ob die vom Sturz ins Wasser und auf ein Hindernis darin herrührt, kann ich noch nicht sagen. Übrigens, das linke Auge sieht wie zugekniffen aus, wozu auch die hochgezogene Oberlippe passt.«
Haslers Gesichtsausdruck zeigte Verständnislosigkeit. Dr. Herbrecht stutzte, dann stieß sie übertrieben hörbar die Luft aus.
»Ist Ihnen nie aufgefallen, dass alte, Verzeihung, ältere Männer mit schöner Regelmäßigkeit die Oberlippe hochziehen, wenn sie ein oder beide Augen zukneifen? Achten Sie mal drauf! Damit Ihnen das nicht auch passiert«, setzte sie mit einem schelmischen Lachen hinzu und zwinkerte ihm mit dem linken Auge zu. Sie kopierte die eben beschriebene Bewegung, sodass Hasler ihr makelloses Gebiss zu sehen bekam. »Momentan kann ich mir keinen Reim auf die Todesurasche machen. Das Ergebnis der Obduktion bekommen Sie morgen.«
Beide drehten sich um, der junge Polizist hatte sich über eine Hecke gebeugt. Er würgte, offenbar unschlüssig, ob er sich nun übergeben musste oder nicht.
Der Hauptkommissar zwinkerte nun – er achtete darauf, den Mund geschlossen zu halten – seinerseits der Medizinerin zu, die sich gerade mit einem kurzen Winken und mit einem amüsierten Blick auf den jungen Kollegen verabschiedete.

Hasler zog seine Daunenjacke enger. Es wurmte ihn, dass er an diesem trüben Novembermorgen seinen Dienst nicht im trockenen Büro versehen konnte, wo sein Cappuccino bis auf Zimmertemperatur abgekühlt war, seit er ihn nach dem ersten Schluck hatte stehenlassen müssen.
»Martin Bechtl, 67, Rentner, zuletzt wohnhaft Stadionstraße 6 in Unterschleißheim. Tot aufgefunden am Westufer des Weihers im Valentinspark. Ähem. Keine 200 Meter von seiner Haustür. Das rechte Auge ist zerstört, sonst sind keine Verletzungen sichtbar.«
Hasler knipste sein Smartphone aus, überlegte einen Moment. Dann sprach er weiter seine Notizen in das Mobiltelefon, das er mit einer Sprachaufnahme-App zum Diktiergerät aufgewertet hatte.
»Die Leiche macht einen gepflegten Eindruck. Vollständig bekleidet. Graue Stoffhose, Lederschuhe, weißes Hemd ohne Krawatte, graues Sakko, dunkelgrüner Lodenmantel. Außer seinem Ausweis und einem Schlüsselbund hatte er keine Gegenstände bei sich.«
Er machte eine Pause, ohne das Gerät auszuschalten.
»Und er hat eine Funkfernsteuerung an einem Riemen um den Nacken hängen.«
Seine Erkenntnisse hatte Hasler einerseits von den Kollegen der Spurensicherung, die den Ausweis des Toten in einer Jackentasche gefunden hatten, andererseits durch seinen persönlichen Augenschein. Seinen Ortstermin beendete er mit einer Runde um den nierenförmigen Teich. Der Kiesweg war feucht, er ärgerte sich über die Lehmspritzer an seinen Schuhen. Irgendwelche Spuren oder Hinweise, die ihm über den Tod des Seniors Aufklärung gebracht hätten, fand er nicht.

In seinem Büro hörte er noch einmal seine Sprachaufzeichnung vom frühen Vormittag ab. Irgendetwas fehlte. Natürlich, wozu hatte der Senior am Teich eine Fernsteuerung um seinen Hals hängen, wenn er nicht ein Modellboot hatte steuern wollen? Im Sommer befuhren einige Modelle den künstlich angelegten Weiher, jetzt war das Wetter zu ungemütlich, um stundenlang am Ufer zu stehen und seinem Boot zuzuschauen. Sein Boot, Bechtls, wo war es? War er einem Raubmord zum Opfer gefallen?
Hasler schüttelte den Kopf. Wegen einem Spielzeug bringt man doch keinen um! Andererseits fehlte vermutlich auch seine Geldbörse.
Momentan kam er nicht weiter. An der Wohnungstür hatte auf sein Klingeln hin keiner aufgemacht, die Nachbarn hatten auch nicht weiterhelfen können.

Am nächsten Vormittag rief die Gerichtsmedizinerin an, um ihre Mail mit dem Befund anzukündigen.
»Tod durch einen Schuss aus einer Kleinkaliberwaffe durch das rechte Auge ins Gehirn«, lautete die Zusammenfassung ihres Berichts.
Hasler rief die Medizinerin an, nachdem er den Bericht gelesen hatte.
»Also«, begann Dr. Herbrecht, »das mit dem Kleinkaliber ist eindeutig. Ein größeres Projektil hätte ihm den halben Hinterkopf weggesprengt. Außerdem habe ich das Projektil in seinem Schädel gefunden. Übrigens war er sofort tot. Im Bruchteil von Sekunden. Deshalb hat er auch den komischen Gesichtsausdruck behalten.«
»Das hilft mir nur bedingt weiter«, sinnierte Hasler, »denn wenn ich mein Modellboot steuere, stehe ich am erhöhten Ufer und konzentriere mich auf mein Modell. Dann stehe ich etwas gebeugt oder schaue ein Stück weit nach unten aufs Wasser. Das muss es dem Schützen deutlich erschwert haben, seinen Treffer zu landen, was ohnehin schon schwierig genug war, denn die Entfernung zum gegenüberliegenden Ufer beträgt gute 30 Meter. Abgesehen davon muss doch die Bewegung auffallen, das Zielen dauert für einen solchen Präzisionsschuss doch recht lange. Auch wenn es ein Meisterschütze …«
»Passt nicht!«, unterbrach ihn Frau Dr. Herbrecht. »Der Schuss muss aus nächster Nähe abgefeuert worden sein. Aus einer Vier-Millimeter-Waffe. Wir haben das Projektil herausoperiert. Mögliche Schmauchspuren haben sich aber durch das Liegen im Wasser aufgelöst.«
»Vier-Millimeter? Das ‚Mäusekaliber‘. Gibt´s denn das überhaupt noch? Also muss der Schütze direkt bei Bechtl gestanden haben. Hat mit ihm vielleicht über Modellbau geplaudert. Dann zieht er seine alte Vier-Millimeter-Pistole, schießt ihm unvermittelt ins Auge, nimmt ihm die Geldbörse ab und fischt das Modellboot aus dem Wasser und verschwindet. Aber warum lässt er ihm die Fernbedienung? Erstens gehört die zum Boot, und zweitens war es ein richtig teures Gerät. Ich habe mich erkundigt!«
»Das herauszufinden, Herr Kollege, ist Ihre Aufgabe. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg dabei, Herr Hasler.«
Er hörte noch Dr. Herbrechts schelmisches Lachen, bevor sie auflegte.

»Vier Millimeter, dafür reicht eine Waffenbesitzkarte. Und selten ist eine solche Waffe heutzutage sicherlich auch«, versuchte Hasler sich mit einem Selbstgespräch auf die richtige Fährte zu setzen, »das muss doch herauszukriegen sein.«
War es aber nicht. In den Dateien und Registern im Münchner Umland und in der Landeshauptstadt selbst war kein entsprechender Waffenbesitz mehr verzeichnet. Eine der letzten Waffen dieser Art war vor Jahren von seinem Besitzer in der Polizeiinspektion in Oberschleißheim abgegeben worden, weil er sich den vorgeschriebenen Waffenschrank nicht zulegen wollte.
»Das lohnt sich auch nicht«, überlegte Hasler am Ende seiner Recherche, »wenn man den Aufwand für die Aufbewahrung ins Verhältnis dazu setzt, was man mit dem kleinen Kaliber anfangen kann.« Er hielt inne. »Wenn man von Bechtl einmal absieht.«
In einem Anflug von makabrem Humor zog er seine Mundwinkel nach oben und kicherte lautlos.

Am Nachmittag hatte Hasler einen Arzttermin in Unterschleißheim. Der Nachmittag war noch lang, dennoch verspürte er keine Lust, ins Büro zurückzufahren, er hatte sich ohnehin abgemeldet. Kurzentschlossen zog er sein Smartphone aus der Tasche und wählte eine der eingespeicherten Nummern.
»Hallo, Onkel Willi, hier ist Wolfgang. Wie wär´s mit einem Hopfentee im Hopfenland?«
»Junge, wie meinst du das?«
»Naja, in der Johann-Schmid-Straße gegenüber der Mittelschule.«
»Wolfgang, so begriffsstutzig bin ich nun auch nicht. Ich weiß, wo das ist! Aber ist dir aufgefallen, wir haben November!«
»Klar, aber es ist mild, die Sonne scheint, und schlimmstenfalls können wir uns drinnen hinsetzen. Ich lad´ dich ein.«

Eine Viertelstunde später prostete Hasler seinem Onkel zu. Sie saßen in dem winzigen Biergarten und genossen das fahle Licht der Herbstsonne. Die Wärme kam von dem gasbetriebenen Terrassenheizer. Der Wirt hatte ihn extra für seine beiden Gäste angezündet.
»Du siehst bekümmert aus. Hast du Probleme? Zu Hause? Im Beruf?«
Onkel Willi war als Nachzügler geboren, er war kaum älter als Hasler, und so hatte sich zwischen beiden ein herzliches Verhältnis entwickelt, in dem sie sich auch über Dinge austauschten, die den anderen eigentlich nichts angingen.
»Ich brüte über dem Fall Bechtl, dem Toten …«
»… aus dem Valentinspark«, ergänzte Onkel Willi, »halb Unterschleißheim spricht darüber. Wir wohnten zwar nicht Tür an Tür, waren aber Nachbarn.«
»Ich weiß, hab dich ja oft genug besucht. Wie war er denn? Als Mensch, meine ich?«
»Naja, man soll ja nicht schlecht über Tote reden«, es folgte eine Kunstpause, die Hasler schmunzeln ließ, er kannte ja seinen Onkel, »aber, naja, ich will nicht sagen, dass die Nachbarn sich freuen, dass er tot ist. Aber es trauert keiner. Alle fühlen sich irgendwie erleichtert, sogar seine Witwe scheint mir entspannter.«
Hasler furchte die Stirn.
»Er ist, er war halt ein alter Grantler«, fuhr sein Onkel fort, »ein Pedant, ein Buchhaltertyp eben. Und seit er in Rente gegangen ist, hat er alle genervt mit seiner übertriebenen Ordnungsliebe und seinem Vorschriftendenken.«
Hasler lachte zynisch.
»Das kenn‘ ich. Es verging doch keine Woche, in der er nicht bei den Oberschleißheimer Kollegen auftauchte und Anzeige erstattete wegen falschen Parkens. Alles ordentlich dokumentiert mit Fotos, die er auf seinem PC ausgedruckt mitbrachte!«
Onkel Willi nickte heftig.
»Und fast jeden Tag hat er die Nachbarskinder geschimpft, sei sollten sich benehmen. Auch wenn sie nichts angestellt hatten. Der Hausverwaltung hat er mindestens eine Beschwerde pro Monat geschrieben. Ge-schrie-ben! Mit der Hand!«
Beide lachten und prosteten sich zu.
»Aber deswegen erschießt man ihn doch nicht gleich!«
Onkel Willi blieb der Mund offen stehen.
»Erschossen? Das hat noch keiner gewusst!«
»Das haben wir ja auch nicht veröffentlicht. Eine Kleinkaliberwaffe. Vier Millimeter, das Mäusekaliber. Munition wird dafür keine mehr hergestellt. Also muss es sich um Altbestände handeln, was die Suche nach dem Besitzer der Waffe erheblich erschwert.«
Onkel Willi schüttelte den Kopf.
»Ich hab nur gewusst, er sei im Valentinspark gefunden worden. Am Weiher, wo er sich im Sommer immer über die Modellboote aufgeregt hatte. Das Schnurren der Elektromotoren hat ihn gestört, wenn er auf ‚seiner‘ Bank in der Sonne saß und seine Ruhe haben wollte. ‚Abschießen sollte man die!‘ hat er immer geschimpft.«
»Die Boote oder die Modellkapitäne?« lachte Hasler.
Onkel Willi zuckte die Schultern.
»Keine Ahnung! Hat er nie gesagt. Prost!«

Als Hasler seinen Onkel nach Hause begleitete, wurde er an diesem Nachmittag doch noch einmal dienstlich. Zwei Stockwerke unter Onkel Willis Wohnung klingelte er an Bechtls Wohnungstür. Diesmal öffnete seine Witwe.
‚Ganz entspannt kommt sie mir aber gar nicht vor‘, schoss es Hasler durch den Kopf.
Das Glitzern im Augenwinkel von Frau Bechtl und das Abwischen mit dem Handrücken schienen ihm keineswegs gespielt.
Er zückte seinen Dienstausweis.
»Grüß Gott, Frau Bechtl, Hauptkommissar Hasler. Mein Beileid zum Tod Ihres Mannes! Ich weiß, dass sie zu Besuch bei Ihrer Schwester waren und erst heute zurückgekehrt sind. Darf ich Ihnen ein paar Fragen stellen?«
Von der Witwe Bechtl erhielt Hasler keine Hinweise, auch einen Verdacht konnte sie nicht äußern. Er durfte sich in der Wohnung umschauen, sie begleitete ihn und gab ihm Antwort, wenn er Fragen hatte.
»Ich dachte, die Modellboote hätten ihn gestört«, wunderte sich Hasler, als er die umfangreiche Sammlung entdeckte. Bechtl hatte das Gästezimmer zur Werft umfunktioniert gehabt.
»Die hat er alle selbst gebaut. Am Wochenende ist er manchmal rausgefahren zum Westpark oder auch bis zum Kochelsee. Dort hat er sich mit Modellbootfreunden getroffen. Gestört haben ihn nur die Plastikboote mit ihren Elektromotoren. ‚Das sind doch keine Modelle, das ist doch Spielzeug!‘ hat er immer gesagt. Und im Valentinspark sei das gar nicht erlaubt.«
Hasler war beeindruckt. Nicht nur die Boote erregten seine Bewunderung. Die kleine Werkbank – ein umgebauter Schreibtisch – zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Werkzeuge und Werkstücke, kleine Benzinmotoren und ein unfertiges Modell bewiesen Bechtls Genie und handwerkliches Geschick. Und nicht nur Material aus dem Modellbootbau entdeckte Hasler.
Den leeren Bootsständer auf dem Regal hatte er gesehen gehabt, sich aber nicht darüber gewundert. Jetzt aber ließ eine Entdeckung auf der Werkbank einen Verdacht aufkeimen. Hastig verabschiedete er sich von der Witwe.

Im Treppenhaus entschloss er sich, auf den Aufzug zu verzichten und die beiden Stockwerke hoch zu Onkel Willi zu laufen. So war er schneller. Er nahm zwei Stufen auf einmal.
Als er klingelte, war er außer Puste.
»Hast du noch einmal eine halbe Stunde Zeit für einen Spaziergang? Und nimm eine Taschenlampe mit!«

»Weißt du, was du da machst? Du holst dir noch den Tod!«
»Ja, ich weiß, was ich mache.«
Die Gereiztheit in Haslers Stimme war unüberhörbar. Er hatte Schuhe und Strümpfe ausgezogen und die Hosenbeine hochgekrempelt. Bis zu den Waden im eiskalten Wasser, stapfte er am Rand des Weihers herum, sorgsam bedacht, sicheren Stand zu haben. Zu leicht konnte er ausrutschen, und dann war ihm eine heftige Erkältung sicher!
»Ich weiß es. Es ist unbequem, aber es muss sein. Außerdem hast du selbst mich darauf gebracht. Naja, in Kombination mit meiner Beobachtung. Und jetzt leuchte bitte mal um mich rum ins Wasser!«

Knapp zehn Minuten dauerte die Suche, dann war Hasler fündig geworden. Er watete ans Ufer zurück. Mit zitternden Händen, aber stolz präsentierte er seinem Onkel den Fund. Sein Verdacht hatte sich bestätigt.
»Aber wieso war das hier«, wunderte sich Onkel Willi, »der Bechtl ist doch dort drüben gefunden worden?«
»Schon klar. An diesem Ufer hat ihn der Schuss getroffen und blitzartig getötet. Er ist vornüber ins Wasser gefallen und hat dabei sein Modell zerstört. Über Nacht ist er zum anderen Ufer getrieben. Dass sein Boot untergegangen sein könnte, daran hatten wir nicht gedacht. Deshalb hielt ich es auch für entwendet und für ein unsinniges Mordmotiv.«
»Verstanden«, ergänzte Onkel Willi, »irgendetwas hat damit nicht funktioniert, da hat er es untersuchen wollen.“«
»Genau«, lachte Hasler über seinen Vergleich, »das ist wie mit den Leuten, die ein Streichholz in den Tank werfen, um zu sehen, ob noch Benzin drin ist.«
»Und schau«, erklärte sein Onkel, »hier muss der Hebel geklemmt haben, dann hat er da ‘reingeschaut und hat sich damit umgebracht. Das hätte ausgereicht, jedes Modellboot aus Kunststoff in den Untergang zu treiben. Schiffe versenken im Valentinspark!«
Hasler beobachtete ihn vergnügt, wie er das Modell vor sein Auge hielt und das andere zukniff. ‚Wie ein alter Mann!‘ lachte er insgeheim. Dann nahm er es wieder entgegen.
Beide grinsten sich an, dann blickten sie nochmal auf das zerdrückte U-Boot, dessen geborstene Hülle den Lauf und die elektrische Abschussvorrichtung preisgab. Vier Millimeter. Das Mäusekaliber.

© 2021 Michael Kothe
Alle Rechte vorbehalten

‚Tod im Weiher‘ ist Teil der Sammlung „Schmunzelmord – 25 kriminelle Kurzgeschichten aus dem Münchner Norden …‘ von Michael Kothe. Mehr Information auf seiner Autorenhomepage https://autor-michael-kothe.jimdofree.com.