Ljuba

Von Madame Pavot

Vor mir steht die Tasse mit  dem Goldrand und zwei kleinen roten Blümchen, die unrealistisch ineinander gleiten. Ich drehe sie, finde sie kitschig, nicht zeitgemäß, eine Omatasse, aber auch Erinnerung an dich. An die Bilder, auf welchen die Brücken St. Petersburgs sich im Sonnenuntergang schlossen, wie Portale zu einer anderen Welt, an Deinen russischen Kartoffelsalat, den nur Du so gut zubereiten konntest, an alte Lieder im Fernsehen, das Eis im weichen Hörnchen, daran, dass Du Dich nie in der Küche hingesetzt hast, immer beschäftigt damit, neu kredenztes Essen in uns hineinzustopfen.

„Nimm wenigstens eine Tasse“, sagte damals meine Mutter.
Ich hätte lieber Dich und den Kartoffelsalat bei mir.

Dein Name war Ljubov. Übersetzt hieß er Liebe.

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