fast die haelfte meines lebens habe ich in asien verbracht und obwohl ich nationalismen und grenzen, koerperliche und geistige, ablehne, entkommt man kulturkreisartigen tautologischen nazionalen grenzen nicht. man muss seine gedanken nicht nur in worte sondern auch gebildete unintelligente unkuenstliche huelsen verstopfstecken. demnach ich in oesterreich nur das studentenleben, eine randerscheinung in der sozialen hierarchie, erlebt habe, und selbst dessen fortsetzung in indien, bin ich im oesterreichisch-soziokulturell kontext eine kaulquappe. im alten indien (gruss an die orientalisten) wurde das leben in vier abschnitte eingeteilt, der erste teil wurde brahmacharya genannt und war die erste der vier lebensabschnitte, die dem des studenten entsprechen. grihastha, die gruendung einer familie, kinderaufziehung ohne sie zu veraeppeln, kindergarten schule lernte ich in indien und korea. drei kulturen praegen mich also, weswegen ich den begriff referenzkultur verwende, da unterschiedliche referenzen in unterschiedlichen situationen wie das leben aus dem aufgequirllten milchozean, dem hinduistischen urmeer, pazifistisch zu tage treten. oft verstehe ich den milchshake meines lebens selbst nicht, aber
derjenige der alles in seiner welt versteht
hat sie einfach nur zu klein gestrickt
dass der fingerabdruck keine physische wiederholung anbietet ist angesichts der psychologischen monotonie dann doch verwunderlich
referenzkultur
re fencing my culture
wollige farben
verstehbar machen
zaeune durch gedanken
kartoffeln in rosenbeeten kraenzen
vertopfte kakteen
fruchtiges gemuese
fleischlose papierschnitzel blaettern von saeulenheiligen ab
wurzelbehandlung
nach einer wurzelbehandlung
verliere ich ein wort
im staub von strassen verschluckt
auf der naechsten reise fand ich es tot ausgestreckt
an der selben stelle wuchs ein gehdicht
die wurzeln streichelnd
eckenlieder singend
sezierte ich dekorumslos linguistische falten
die sich mir ins gesicht drueckten
bedeutungslose woerter aus dem rg veda ritualisieren alltaege
verwirrungen im west-oestlichen winkel eines divans
geographie wurde musikalisch in tonhoehen uebersetzt
ost west nord sued waren winkelemente im wind
chinesen nannten indien den westen
koreaner hielten china fuer den westen
und ernannte sich selbst als den osten
amidabas paradies war auch im westen
fuer koreaner war holland das land des suedens
das islamische mittelalter nannte marokko und andalusien den westen
europa nannte sich auch den westen
man ersetzt realitaeten durch symbole und beginnt diese symbole fuer realitaeten zu halten
diese toerlesslichen verwirrungen des zoeglings geographie liessen uns die einheit der welt vergessen
jenseits der grenze ist jenseits des menschseins
die aufteilung der welt ist unser untergang
kulturkreisliche abschottungen verkreiseln sich in wendeltreppigen schneckenhaeusern
wenn wir erkennen dass wir alle in einem dorf namens erde wohnen
kann die evolution beginnen
zuweit ost ist halt wieder west
im folgenden gehdicht soll die kulturelle verschmelzung bildartig dargestellt werden und meine intention glockenschlagslos erlaeutert werden. erklaert normahlerweise (in anlehnung an die punk band normahl [blumen im muell]) ein beitext (noten und abhandlungen zu besserem verstaendnis bei goethe in seinem west-oestlichen bankl) das gehdicht, soll hier das gehdicht den beitext verklaeren.
als die da da isten
oder irgendwo dort
in ihren surrealen
traeumen ert ranken
efeu
erdeten sie sich zurueck in gedanken
gen osten
der prester john der literatur
nahmen anleihen an
i sang
wie burmesische schiffe sich
nach sri lanka aufmachten
um buddhistische schriften zu holen als die ihren abgebrannt
waren
konsumeristisch moeblierte religionen verschifften sich
rechtwinklig in kurven die sich ideologisch verbogen und mit pfeilen sebastian ans kreuz nagelten
[ i sang ist ein koreanischer dichter der waehrend der japanischen kolonisierung koreas dadaistische gehdichte schrieb, den westlichen einfluss durch japanische einfluesse aufsog, da japan im ostasiatischen raum der kulturelle bluethenstaubvertreiber westlicher ideen war die nicht in den iden des maerz starben und auch nach dem niedergang japans weiterlebten]
[durch kriege wurde im suedostasiatischen raum immer wieder buddhistisches schriftthum vernichtet und man machte sich auf nach dem gelobten landes des theravada buddhismuses um musenlose originale texte aus sri lanka sich zu holen um sich an traditionen zu binden um regelkonformes vinaya (klosterregeln des buddhismus) befolgen zu koennen]
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der dieses gehdicht verbrochen hat: reisi77@hotmail.com
© 2021 Alexander Reisenbichler
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