Von Eva Radon
Sie bewohnte ein großes haus.
Das haus hatte viele zimmer.
Jedes zimmer hatte einen anderen themenbezogenen, zeit adäquaten, einrichtungsmäßigen anderen stil.
Je nach lust und laune, offenheit und verschlossenheit betrat sie einzelen zimmer.
Die türen waren unterschiedlich geformt, alle relativ leicht zu öffnen.
Da war das zimmer der kindheit, der raum der jugendlichen freiheit, der arbeitslebensraum, die erinnerungskammer (diverse schichten und phasen ihres lebens mit materialien, fotos, gesammeltem, unterlagen, geschriebenem, usw), der künstlerische, kreative raum, das musikzimmer, das spielzimmer, das liebes –
und schlafzimmer.
So weit so gut.
Aber ganz oben, am ende der wendeltreppe befindet sich eine tapetentüre.
Diese war und ist immer geschlossen, verschlossen, solange sie sich erinnern kann.
Es gibt ein schlüsselloch, aber keinen schlüssel.
Manches ist zu sehen, nicht viel.
In ihrer kindheit war das betreten bzw die frage nach diesem raum tabu.
Ihre neugierde flammt immer wieder auf, dann wieder geriet dieser raum in
vergessenheit.
Im laufe ihres lebens erkannte sie, daß NUR sie selbst dieses zimmer betreten kann.
Nicht real, sondern in ihrer erinnerung und vorstellung.
Dieses zimmer war und ist ihr Unbewußtes.
Ein raum tief und weit, schichtenreich, abwechslungsreich, heiter und traurig, wehmütig und beglückend.
Viele facetten kommen zum vorschein.
ALSO: wem gehört die einrichtung dieses raumes, von dessen existenz viele bewohner des hauses wissen??
Jeder/m, aber vor allem IHR,
wenn sie sich in diesen raum den erinnerungen, erlebnissen, gefühlen, wunden, dem vergangenen und gegenwärtigen öffnen möchte und ihn öffnet.
Dann öffnet sich spaltweise diese türe von selbst.
© 2021 Eva Radon
Alle Rechte vorbehalten