bildersprache / gehdichte

Von Alexander Reisenbichler

im sinne einer unsinnigen progressiven universalpoesie in der alle kuenste vereinigt sind verschmelzen literatur und kunst – buchstaben mit farben – malerei mit woertern zu einem mosaikteppich der sich selbst mit sufiklaengen verwebt. die in klammern geschriebenen satzbauteile druecken stimmungen aus und die bedeutungsebene dieses opus dei tritt in den hintergrund. wie eben der buchstabenlegoblock ‚opus dei‘ der hier nicht auf die reale bedeutung abzielt, realitaet war nie mein alltagsanspruch, sondern un-ART-ig-erweise eine anpassung an instrumentenlose laute ‚die‘ die oefter in dieser passage vorkommen und der bedeutung ‚opus‘. wir zerlegen woerter, zeigen dass sie bedeutungen und stimmungen besitzen die man trennen kann, wir trennen den kanon auf, vermischen kategorien. woerter sind traeger von lauten bedeutungen, benommenen stimmungen und zerstoerer von verregenwurmten redewendungen. wir beenden das barockzeitalter konventioneller ansichten eines clowns der woertern bedeutungen unterschiebt die man dem leser als interpretation anheftet. der leser soll die moeglichkeit erhalten sein eigenes gehdicht zu erlesen, sich die legobausteine selbst zusammenzusetzen ohne chorale mehrstimmige chlorine ausgelaufener ausgezutzelter euter die nur milcher liefern einzusaugen. kunst dehnt die grenzen des anus aus dem das strandgut meiner gedanken einfaeltig in meinen gedanken gefaltet gesiezt wird.

  1. titellose woerterlotterie

satierische weltbetrachtung aus der zooperspektive
[sonnenschein auf kuh ruecken naeher an lachfalten]
nach einem absatz wechsle ich die sitzposition in meinem zimmer um freiheit nachhaltig vorzutaeuschen
[schatten verschwinden aus mundwinkeln in ebene leuchtende augen]
woerter wie bilder wie punkte in einem mosaik erzeugen emotionen
[talfahrt eines kaefers]
der sinn einzelner woerter tritt in hintergruende
[nachtschattengewaechse wuchern in ohrwuermern]
unter wortwoertlichen oberflaechen schwimmen goldfische
[sonnen erheben sich aus maulwurfhuegeln in lichte hoehen]
unmoeblierte luegen in huetten auftischen
[goldene katzensilber loewen]
ein mann spatziert ohne voegel
[abgruendig tief verdunkelt der maullwurffuss doppell konsonanten]
in einem park mit tauben mit menschen
[blaetter fallen von statuen und bedecken vergartenzweigte ideen]
vertonte wege erlaeutern klingende wolken
[mondaufgaenge erhellen raeume]
steine scherben toene in lichte hoehen
[vergluehen einfach gestrickte sternschnuppen ]

2. keine reime keine sprichwoerter reine woerter keime bilden erziehungslose gehdichte
vorrede ohne gerede, wizo auch mit gerede
hier folgt unfolgsam ein gehdicht das einer real existierenden situation abgewrungen wurde, auf einer insel suedlich des suedkoreanischen kaulquappenschwanzfortsatzes der sich in nebensaetze verkriecht. jeju heisst diese vulkanische insel die geometrisch die aegyptischen pyramiden vorhergesagt hat. mit weiteren 360 kleinen vulkanen auf dem hauptsatzvulkan. geographisch setzt sich dieser nachmittagswinkel von der euro-asiatischen festplatte kontinental ab. wir setzen uns ab und wohin wir wollen. auf dieser insel wachsen palmen, werden mandarinen gepflanzt, faellt schnee, die hoechste erhebung misst 1950 meter, polare und subtropische insekten treffen hier aufeinander und eroeffnen einen schmelztiegel der tierwelt dem wir hier gehdichte nachschicken. das foto zeigt den schneebedeckten vulkanhuegel mit palmen an der kueste.

in einer leeren markthalle
blick aufs offene meer durch die glasfront der geographischen markthallenbegrenzung
zwei junge suedkoreanische touristinnen spazieren vorbei
eine winkt mir zu
in meiner kaefigposition abgeschirmt an einem von einem regnerischen tag waere zurueckwinken das eingestaendnis einer zooexistenz

eine taube erfuellt die akustisch kreativ moeblierte stille

eine moewe zog lautlos am tauben kaefig vorbei und verdeut lichte der taube die schatten seiten ihre lebens

das seitwaerts fliegen der moewe neunzig grad schraeg zu hereinrollenden wellen verunsicherte das selbstbild der sich selbst portraitierenden taube, zoologischer blindschleichen und anderer animalisch anmutender verzeichnungen realitaerer ansichten bewohnter zirkusexhibitionisten

dann trank ich meinen wein aus, diesen kelch liess ich nicht voruberziehen, und trabte nach hause

*

das eichhoernchen aus der jaenner und dezember ausgabe hilfe schreit, es er haelt heldenmaessig methadon in form von vierundneunzig tatort folgen pro woche und dem angebot von fuenfundneunzig zahnpastaangeboten. moderne euthanasie. unterstuetzungserklaerungen fuer eine ausreise aus dem irrsinn der resozialisierung bitte an reisi77@hotmail.com

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