der ortolan brütet in offenen landschaften mit bäumen & büschen, in allee-bäumen, weingärten u. ä. örtlichkeiten.
der präsident residiert in einer villa (vielleicht jugendstil?); seine landschaften sind zimmerfluchten, wandelgänge, weinkeller, fitnessräume u. ä.; hier wird koitiert und gefeiert.
der ortolan ist ein zugvogel; er ist sowohl ein kurz- als auch ein langstrecken-zieher: eher kürzer die strecke ins adriagebiet, lang jene in die savannengebiete im zentralen afrika. 2 x jährlich begibt er sich auf seine große reise: april & oktober; in den sommermonaten lebt er in großen teilen europas (der eu), ausgenommen im norden, bis kleinasien.
der präsident unternimmt jährlich mehrere ausgedehnte vortragsreisen rund um den globus: die welt ist sein zuhause: er ist ein präsidialer jetsetter. worüber er referiert?: über natur & umweltschutz – diesbezügliche ziele, strategien & maßnahmen. die gage für 1 auftritt beträgt mehrere 100.000de €. sogar für den nobel-preis wurde der präsident bereits vorgeschlagen: leider blieb es nur bei einem vor-schlag; und dieser war ja aus sicht des präsidenten wohl ein schlag ins gesicht (ein schlag in das gesicht eines singvögel-essenden gourmets & gourmands). je 1 vorschlag für nobelpreis für umweltschutz (für jemanden, der die seltenen ortolane verspeist!) und für friedensnobelpreis (für jemanden, der mit 44 drei geschiedene ehen hinter sich hat & die 4. bereits zum kippen droht, daheim patriarchalisch herrscht, der mitarbeiter schikaniert und vor dem die hausangestellten zittern, wenn er zu hause war). (zu deren glück allerdings war das aber ohnehin nur in halbwegs erträglichem ausmaß der fall).
der ortolan hat sein winterquartier im mittelmeergebiet und im savannengürtel südlich der sahara.
der präsident verbringt seinen winterurlaub zumeist in einem mondänen hotel in der schweiz; seinen sommerurlaub in alcapulco oder an der cote d´azur oder costa del sol oder brava, vielleicht auch an meeresstränden im mittelmeergebiet – dort, wo der ortolan sein winterquartier hat. während des restlichen jahres jettet er dann von hierhin nach dorthin & von dort nach hier. in den savannengürtel südlich der sahara zu reisen ist dem präsidenten zu mühsam, sei es im winter oder gar im sommer; und noch dazu viel zu gefährlich: eine schar von leibwächtern müsste dann den guten mann auf schritt & tritt begleiten…
des ortolans bodennest ist unter büschen und gras oder zwischen hochgewachsenen strauchwek & stauden gelegen.
das zuhause des präsidenten liegt in einem umfriedeten (& bewachtem) park, zwischen grünalagen & gärten – inklusive künstlicher bewässerung. das gras um seine villa wird von lakaien vom frühjahr bis zum herbst laufend gedüngt & gemäht, im winter bei starkem schneefall von einem zuviel an schnee befreit und im frühling wird der rasen fachmännisch vertikuliert. hinter gebüschen & stauden im park ist der präsident höchstens dann anzutreffen, wenn etwas verheimlicht werden soll (etwa 1 gspusi oder panscherl oder ähnliches, geheime beratungen oder versteckte, pardon: verdeckte, ermittlungen).
der ortolan hat einen grau-grünen kopf und eine ebensolche brust, der bartstreif ist grün, kehle & augenringe sind gelb, die oberseite dunkelbraun, die unterseite zimtfarben, der schwanz ist dunkel. (wahrlich ein farbenprächtiger 6-färbiger vogel!).
der präsident bekommt bei ärger nur allzu leicht einen roten kopf. seinen frack zieren zahlreiche orden. seine kehle ist oft angeschwollen, oder ausgetrocknet. cognac ist sein lieblingsgetränk. die ringe um seine augen können oft recht dunkel sein; gelbe augen deuten auf eine krankheit des präsidenten hin – und diese würde sofort die präsidiale ärzteschaft auf den plan rufen. über das aussehen seines besten stücks herrscht diskretes stillschweigen (außer frauen wie stormy daniels brauchen dringend geld). sollten etwaige diesbezügliche indiskretionen an die öffentlichkeit durchsickern, so bemüht sich der präsidiale anwältestab sofort um diesbezügliche kalmierung.
die nahrung des ortolans besteht aus sämereien & pflanzenteilen, teils auch aus insekten, z. b. raupen.
die ernährung des präsidenten ist eine gräflich-fürstliche: im sommer sowie im winter – gebratenes, gefülltes, exotisches: die lieblingsspeise des präsidenten sind, frisch aus dem käfig kommend, gegarte ortolane. in der präsidialen küche weiß man genau bescheid, wie des präsidenten lieblingsspeise zubereitet werden muss:
der ortolan wird gerupft, gesalzen & gepfeffert, etliche minuten in seinem eigenen fett gegart (damit er zu ausreichend viel von diesem kommt, wird er zuvor tagelang intensivst gemästet) und dann in eine vorgewärmte keramikform gelegt.
ach ja: zuvor wurden die ortolane, als sie in des präsidenten küche in seiner villa gebracht wurden, ca. 14 tage gemästet, bis sie zu platzen drohten, dann wurden sie kopfüber in einen krug, gefüllt mit cognac, getaucht und bei lebendigem leibe darin ertränkt.
bei der festlich gedeckten tafel (präsidenten sitzen nicht an tischen sondern an tafeln!) nimmt der präsident 1 vogel aus der gewärmten keramikform und verspeist ihn im ganzen: samt füßen, flügeln, eingeweiden & innereien etc., gefolgt von weiteren leckerlies. der präsident verspeist die vögel samt ihrer inneren organe, samt sehnen & knochen. bei jedem bissen knirschen die winzigen schädel-knochen der toten (in cognac ertränkten) ortolane zwischen den zähnen des präsidenten…
der ortolan leidet unter einer permanenten zerstörung seines lebensraumes. ein großer teil der früher von ihm besiedelten flächen ist heute devastiert & für seine art unbewohnbar geworden. intensivierung der landwirtschaft ist des ortolans siedlungsproblem.
die villa des präsidenten samt nebengebäuden u. a. ambiente wird laufend auf staatskosten saniert. etwaige schäden durch wetter & wind werden sofort wieder instandgesetzt. laufend werden weitere zubauten (z. b. golf- & 2.pool-anlage) vorgenommen und altes adaptiert. des präsidenten sitz ist sinnbild & symbol seiner präsidialen größe & macht. (und dass er ortolane im ganzen verspeist, das wissen nur seine nächsten angehörigen & die küchenangestellten: diese aber wurden zum schweigen verpflichtet).
und während der präsident auf /in seinem anwesen residiert, werden draußen in der landschaft am waldesrand feinmaschige fangnetze für die singvögel, insbesondere ortolane, neu gespannt und alte repariert & restauriert.
die netze stoppen brutal den vogelflug: die tiere verheddern sich unbarmherzig & hoffnungslos in den netzen und schlagen panisch mit ihren flügeln um sich. panisch recken sie ihre grünen köpfe & gelbe kehlen aus dem todbringenden netzwerk.
aus derartiger gefangenschaft befreit, landen die vögel zuerst in einem käfig & dann in einem lieferwagen.
die beste fangzeit ist bei sonnenaufgang. (morgenstund hat tod im mund!).
weil offiziell die jagd auf singvögel verboten ist, muss diese streng geheim vorbereitet & betrieben werden. wenn notwendig wird die polizei bestochen: die dann lange genug auf die andere seite des waldrandes schaut…
in der morgensonne verbindet sich die farbe der gelben kehlen der ortolane mit den strahlen der aufgehenden sonne. der präsident weiß: morgenstund hat ortolan im mund!…
der lieferwagen fährt dann zur villa des präsidenten. ein dienstbote trägt die käfige ins haus bzw. in die küche. dort werden sie etwa 2 wochen gemästet, bis sie zu zerplatzen drohen. dann werden sie kopfüber in einen krug voll mit cognac getaucht und darin ertränkt.
der präsident und teile seiner familie sitzen an der langen tafel im speisesaal. (dort wo anderer zimmer sind, sind des präsidenten säle). diener im livree tragen das essen (die speisen) auf: in (ihrem eigenen) fett gegarte ortolane.
im saal herrscht schweigen. man hört nur das zerbrechen der vogelschädel-knöchelchen:
> es ist ein knirschen zwischen des präsidenten zähnen <
nach dem mahl verlässt der präsident gesättigt & zufrieden den speisesaal.
während der präsident den saal verlässt, verlassen den im feinmaschigen netz längs des waldrandes gefangenen ortolan seine (letzten) kräfte. Als die vogelfänger zu dem netz kommen und darin den toten vogel sehen, wissen sie eines: dieser ist nicht mehr tauglich für des präsidenten küche:
nur ein lebendiger ortolan ist ein guter!…
ortolane müssen jedenfalls lebendig in käfigen zur villa des präsidenten gebracht werden: um dann vom obersten küchenchef kopfüber bei lebendigem leibe in einem krug voll mit cognac ertränkt zu werden!…
alle in der küche wissen es: nur ein lebendiger vogel ist es wert, vom präsidenten samt flügeln, innereien und knochen mit andachtsvollen bissen verspeist zu werden… ein toter, nicht (in cognac) ertränkter ortolan ist nicht nach des präsidenten geschmack!
der vogelfänger löst den toten ortolan aus dem fangnetz und entsorgt ihn am waldrand im gebüsch. +
der ortolan hat seinen irgendwo zerstörten lebensraum verlassen & wollte hier am waldesrand ein neues leben beginnen. in einem biotop, wo er das findet, was er zur nahrung braucht: sämereien, pflanzenteile, kleininsekten. der ortolan flog auf nahrungssuche — und verfing sich in jenem – illegalen – hinterhältig aufgestelltem feinmaschigen netz des vogelfängers.
wenn es das karma auch im leben eines ortolans gibt, so stellt sich die frage:
wo & wie ist es besser zu sterben?: in einem vogelfangnetz – oder in einem mit cognac gefüllten krug…
der präsident jedenfalls konnte nur hoffen, dass in den fangnetzen der (illegal agierenden) vogelfänger nicht allzu viele ortolane ums leben kommen; und so die transport-vogelkäfige leer bleiben…
< denn nur ein bei lebendigem leib kopfüber in einem mit cognac gefüllten krug getauchter & so ertränkter ortolan ist ein guter >
über den präsidenten las man dann eines tages in den schlagzeilen der wesentlichsten nachrichtenblätter weltweit, dass er bei einem festlichen mahl plötzlich nach einem hustenanfall vornüber auf den tisch – pardon: die tafel – gekippt sei und mit dem kopf heftig an deren (dessen) rand aufgeschlagen wäre:
+ tod durch ersticken +
erstickt an den schädelknöchelchen eines ortolans, oder an einem seiner füßchen oder einem flügelteilchen.
> nach dem tode des präsidenten vermisste die dienerschaft insbesondere eines: das knirschen von ortolan-knöchelchen zwischen den zähnen des präsidenten<
das knacken der ortolan-knöchelchen im munde des präsidenten fehlte ihnen; ja es ging ihnen ab!
und die gesamte entourage des präsidenten benötigte einige zeit, um sich daran zu gewöhnen, kein knochen-knacken mehr aus dem präsidialen munde zu hören…
und die ortolane draußen am waldesrand wurden immer weniger. auch jetzt, wo die vogelfänger mit dem tod des präsidenten einen der wichtigsten abnehmer verloren haben.
ihr lebensraum litt immer mehr unter der landwirtschaftlichen intensivierung. bauern & äcker braucht das land! – aber doch wohl nicht unbedingt ortolane…
die spur der ortolane in der roten liste wurde immer roter. und die ortolane immer weniger. die menschen wurden immer mehr; und mit ihnen auch die äcker.
und dort, wo früher ortolane über wiesen flogen, wälzten sich später scharenweise engerlinge am erdboden. anstatt ortolanen flogen dann kleinmotorige flugzeuge über die wiesen- & ackerflächen & weingärten und versprühten in einem dichten nebel insektizide über das land.
die vogelfänger erinnerten sich schmerzlich an die zeit des ortolanfangs zurück und an die diesbezüglich erfolgreichen morgenstunden. die jäger waren froh, dass ihnen jetzt nicht mehr die vogelfänger in die quere kamen. und die landwirte konnten mit hilfe der agrar-pharma-konzerne ihre umsätze pushen wie nie zuvor. aber auch sie mussten lernen, dass umsatz nicht gleich gewinn ist.
und die präsidenten: sie waren inzwischen abgewählt bzw. entmachtet, ihre villen & ländereien vom volk konfisziert worden. in ihren seinerzeitigen villen hausten dann bauern mit ihrem gesinde. anstatt ballsälen gab es später viehstallungen.
bauern braucht das land – und keine präsidenten!…
was auch hätte später ein präsident speisen /dinieren sollen – wenn es keine ortolane mehr gab?! : vielleicht hätten sie sich dann in der not ausnahmsweise auch mit dem verspeisen bereits toter ortolane begnügt.
und der oberkoch hätte nicht mehr den gemästeten ortolan aus dem vogelkäfig nehmen und ihn bei lebendigem leibe kopfüber in einen mit cognac gefüllten krug tauchen & ihn darin ertränken müssen.
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© 2022 Heinz Erich Hengel
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