Von Nicole Schrepfer
Du fragtest mich nicht nur einmal;
„Wie war Dein Leben, sag“?
Ich stockte, mein Gesicht war fahl:
„Wie ein Schatten, den ich mag“.
Wie ein Ort der Relikte meiner Zeit,
so war mein Dasein meist.
Wie ein Bild aus der Vergangenheit,
das oft nur rückwärts weist.
Wie ein tiefes Meer aus scheuem Glück,
diffus in Licht und Farben.
Warm, doch kläglich manches Stück,
mit längst verheilten Narben.
Wie ein Bett, so duftend frisch und hell,
geduldig, sanft, verlässlich.
Wie ein Gefühl, das fordert, unwirsch, schnell,
nur selten wohl und pässlich.
Wie ein Spiegel, blank und ohne Sorgen,
mit klarem Blick, gar makellos.
Wie ein Lachen, das verstummt im Morgen,
oft laut, verzerrt und rigoros.
Wie ein Traum, verwunschen, sehnend, zart,
der niemals Ängste schürt
Doch sehenden Auges fällt man hart,
wenn das Leben seine Sieger kürt.
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© 2022 Nicole Schrepfer
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