Von Anna Schöne
Den elften Planeten bewohnte ein Künstler. „Was tust du da?“, fragte der kleine Prinz. „Kunst“, antwortete der Künstler wortkarg. „Du schreibst Sachen auf. Ich habe einen Geschäftsmann getroffen und einen alten Herren, die haben auch Sachen aufgeschrieben. So?“, fragte der kleine Prinz eifrig. „Nein, nicht so“, sagte der Künstler und seine grimmige Miene gefiel dem kleinen Prinzen gar nicht. „Wie dann?“, fragte er wissensdurstig. „Stell dir vor jedes beschriebene Blatt, auf jedem dieser vielen Planeten, die du hier sehen kannst, wäre eine Blume. Dann wären der Geschäftsmann und der alte Herr Gänseblümchen. Jeder auf seine Art einzigartig, keine Frage! Aber auf jeder Wiese zu finden. Und ich und meinesgleichen, wir wären Rosen“, erklärte der Künstler und sein raues Gesicht wurde sanfter.
„Ich kenne eine Blume. Da, wo ich herkomme, da wohne ich mit meiner Rose!“, erzählte der kleine Prinz aufgeregt und für einen Moment, schauten die sonst so klaren Augen dieses kleinen Wesens liebevoll verträumt in die Ferne. „Warum hast du sie verlassen?“, fragte der Mann freundlich. „Hast du ein Schaf? Mit einer Leine, damit ich es anbinden kann“, fragte der kleine Prinz, der jede Frage zu umgehen wusste. „Nein, aber ich kann dir eines schreiben. Mit den schönsten Worten die ich habe.“ Und der kleine Prinz nickte. Das gefiel ihm.
“Was ist das?“, fragte der kleine Prinz, während der Künstler wie wild seine melodischen Zeilen schrieb.
„Das ist die Erde. Da gibt es Hunderte von Rosen, vielleicht Tausende. Und vielleicht Millionen Gänseblümchen“, antwortete der Künstler. Was bringen einem tausend Rosen, wenn die Rose die man liebt, auf einem anderen Planeten wohnt? Fragte sich der kleine Prinz. „Da möchte ich nicht hin“, sagte er. Dann verfielen beide in Stille.
Danke“, sagte der kleine Prinz, als der Künstler ihm zum Abschied deine Zeilen gab.
“Pass auf dich auf. Es wäre zu höchst tragisch, würde die Welt dich verlieren, kleines Wesen. Fast so traurig wie eine Schlange, die einen Elefanten gefressen hat und nun von ganz üblen Bauchschmerzen geplagt wird.” Das wäre tatsächlich sehr tragisch, dachte der kleine Prinz und betrauerte kurz jede Schlange, die dieses schlimme Schicksal ereilen sollte.
Die großen Menschen waren zu höchst seltsam, dachte der kleine Prinz auf seiner Reise. Aber dieser hier, dieser gefiel ihm.
Der Künstler war zutiefst schockiert, als er den kleinen Prinzen auf die Erde stürzen sah. Dass seine poetische Zeichnung eines Schafes wegflog, erschreckte ihn fast genauso sehr. Hoffentlich findet er ein neues Schaf. Vielleicht ein gezeichnetes, dachte der Künstler. Bevor er seinen Stuhl weiterhivte und einen der vielen Sonnenaufgänge ansah.
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© 2021 Anna Schöne
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