im quarantänewohnheim (qwh), in dem die positiv getesteten für eine gewisse zeit untergebracht sind, gibt es von der aufenthaltshalle (aeh) in den speisesaal (ss) eine pendeltüre (pt) (schwingtüre). eine zwei(2)flügelige pendeltüre: durch diese kann es möglich sein, dass ein flügel auf die eine und der andere flügel auf die andere seite pendelt. heraus wird zu herein; und umgekehrt. vielfach ist diese pendeltüre anlass für probleme; sprich: für stau auf der einen oder anderen seite. noch dazu, wie es oft vorkommt, wenn nur ein pendeltürflügel (ptf) geöffnet und der andere geschlossen ist. ist doch diese pendeltüre eine dpt = doppelpendeltür. viele fragen sich, warum überhaupt ein flügel der pt geschlossen ist. warum können nicht beide ptf gleichzeitig pendeln? wird doch so eine pendeltüre nur allzu oft zu einer einbahnstraße. manche sagen, dass eine einbahnstraße noch besser als eine sackgasse (sg) wäre. vor dem essen führt die richtung in den speisesaal hinein, danach heraus. trotz allem sollte aber ein ss (speisesaal) zu keiner ebs (einbahnstraße) werden. auch wenn, wie bereits gesagt, eine ebs noch besser als eine sg ist. außerdem hat eine ebs gegenüber einer sg den vorteil, keinen gegenverkehr zu haben.
und oft ist es ja gerade der gegenverkehr (gv), der jeden verkehr erschwert. und erschwernis will ja wohl keiner auf sich nehmen. noch größer als die erschwernis ist allerdings der verzicht. wenn der verzicht ein versuch ist, so lässt sich mit diesem, zumindest vorübergehend, gerade noch bedingt leben. was aber nicht heißt, dass er (der verzicht) unbedingt sein muss, nicht einmal versuchsweise. freiwilliger oder verordneter verzicht. verordnete erschwernis führt nur allzu leicht zu einer beschwerdeflut. geknechtet & versklavt schauen die aktiengesellschaft-mitarbeiter ihrer pension entgegen. um dann vielleicht eines tages in einem seniorenwohnheim (swh) mit dem kopf gegen eine geschlossene (glas)flügelpendeltüre zu rennen. . .
vor den essenszeiten drängt sich eine menschenmasse vor der pendeltüre, deren innerer teil aus glas – also eine glaspendeltüre (gpt) – ist, deren einer flügel geschlossen ist. und der andere dorthin aufgeht, wo die menschenmasse steht. in der hausordnung (ho) steht, türen im allgemeinen und pendeltüren im besonderen müssten unbedingt nach außen hin aufgehen. der sicherheit wegen im falle einer gefahr. doch wo ist außen und / oder innen, wenn man im speisesaal oder in der aufenthaltshalle steht? damit sich die tür, die in richtung der sich vor dieser anstehenden menschen auf geht bzw. öffnen lässt, müssten die vor der tür stehenden mindestens zwei schritte zurück treten. doch 1-2 schritte zurück zu treten kann in der masse bereits zu einem wahren problem werden. die hinteren drängen nach vorne, die vorne stehenden stoßen zurück. ein gedränge in der menge. die menge fühlt sich in der enge. so manche fürchten, dass dadurch das glas der pt nur allzu leicht zu bruch gehen könnte. mit einem glasbruch aber wäre niemandem gedient: weder den hereindrängenden noch den hinausströmenden. unruhe beginnt sich bemerkbar zu machen: indem einige erbost ihre hände in die höhe heben. drohend erhobene hände als ausdruck von ungeduld & ärger. erbost über das ärgernis, ungeduldig in anbetracht der bevorstehenden essenszeit. zwischen den essenszeiten (ez) sind beide flügel der dpt geschlossen: als sichtbares zeichen, dass es kein essen gibt. die in den ss hineindrängenden sind noch viel ungeduldiger als die nach dem essen aus dem saal hinausgehenden.
beim gang zum frühstück beginnt dann wieder das alltäglich übliche pendeltür-prozedere: anstellen, warten, drängen, ärgern, vordrängen, zurückweichen, schimpfen, erbost sein, mit armen & händen um sich zu schlagen. die angst vor dem essen-zu-spätkommen. auch wenn die einen früher und die anderen später kommen: zum essen zu spät kommen will hier niemand. eine zwangsneurose oder eine mangelpsychose, überlagert von einer pendeltür-neurasthenie (ptn): eine nervenschwäche mit erschöpfungsneigung: gesteigerte empfindlich- und reizbarkeit, depressive verstimmung, organische störungen. neurasthenische reaktionen können bei fast allen menschen infolge starker & langdauernder überanstrengung auftreten oder auch bei einer genetischen anfälligkeit des nervensystems – wobei in einem qwh wohl nur var. 2 realistisch sein wird; aber auf grund von einer nur einseitig offenen und u. u. in die falsche richtung schwenkender pendeltüre?… hoffentlich keine neuritis oder polyneuritis, keine neuralgie, kein neurogramm, keine neurolepsie; auch wenn neuroleptica erregung & angst vermindern können, auch halluzinationen, verwirrung & wahnideen. ihr vorteil gegenüber herkömmlichen beruhigungsmitteln ist die erhaltung des vollen bewusstseins.
eines tages verklemmt ein kleines steinchen am fußboden den einen beweglichen türflügel der doppelpendelglastüre (dpgt). der türflügel lässt sich so vorerst nicht bewegen. der hausmeister wird gerufen. die türe wird angehoben. ein dünner stab wird in den zwischenraum zwischen türunterkante und fußbodenoberfläche geführt. das hindernis lässt sich so beseitigen. der hausmeister geht wieder seines weges. niemand allerdings weiß, wohin er geht und was er tut, wenn kein steinchen den türflügel der dpt blockiert. verschwörungstheoretiker vermuten, jemand hätte die türe absichtlich zu blockieren versucht. eine pt-blockade in einem qwh als krimineller akt!? warum aber sollte das jemand tun? wozu & zu welchem zweck? vielleicht gar um unruhe & verwirrung zu stiften? welches interesse sollte jemand haben, die pt zwischen aeh und ss in einem qwh zu blockieren? es wird doch wohl nicht aus langeweile geschehen sein? eine schnapsidee, sagen die einen; man müsse mit allem rechnen, vermeinen die anderen; und den dritten ist das ganze egal. gleichgültigkeit, langeweile, müdigkeit. hauptsache die essenzeiten werden eingehalten und das essen wird pünktlich serviert! wobei ansonsten pünktlichkeit nicht unbedingt ein thema ist. vielleicht war es jemand von außen, äußern sich einige / mehrere / etliche zu jenem zwischenfall: ein(e) besucher(in), ein handwerker, ein fremder, ein unbekannter, ein saboteur. glücklicherweise wird der zwischenfall rechtzeitig vor der hauptessenszeit am vormittag entdeckt. eine allzu große unruhe kann so vermieden werden. vermeiden: avoid, elude, evade. eine zufälligkeit versus einer vermeidensstrategie. der zufall als das eintreten unbeabsichtigter bzw. unvorhergesehener ereignisse. im allgemeinen aber ist das, was sich oberflächlich als zufall darstellt, oft eine verkettung von unbekannten oder ungenügend bekannten ursachen und ebensolchen wirkungen.
strategisch gesehen müsste aus technischer sicht auch eine vollautomatische schiebetüre möglich sein: schieben anstatt pendeln: kein pendeln mehr, sei es nun nach hinaus oder hinein. dafür ein automatischer öffnungs- & schließmechanismus mit einem lss = lichtschrankensystem. doch vorerst wird jedenfalls alles noch beim alten bleiben: anstellen – vordrängen – zurückweichen – schieben – drücken – drehen – pendeln. sich mit dem knie fest gegen den geschlossenen türflügel zu stemmen ist nicht möglich – und auch nicht unbedingt ratsam -, weil die türe aus glas ist. glück & glas – wie leicht bricht das! wenn die masse nach vorwärts drängt, so scheint es oft, als würden sich nicht deren füße über den fußboden bewegen, sondern als ob der boden die auf ihm stehenden weiter tragen würde. oft scheint es, als wäre das ganze ein treten auf der stelle. der eine fuß setzt sich vor den anderen, gefolgt von einem vorschieben von knie & schulter. wenn einer der qwh-bewohner wider erwarten gegen den strom hinein oder hinaus will, so geht sofort ein murren durch das volk, gefolgt von schimpfworten und drohgebärden. ist doch derjenige, der gegen eine menschenmasse durch eine tür gelangen will, i. d. r. zur falschen zeit am falschen ort. und dass hier etwas falsch ist bzw. sein muss, kann auch eher eine falsifikation als eine fiktion sein – eine annahme, die der wirklichkeit nicht entspricht.
vom falschen überzeugt zu sein, grenzt wohl an fanatismus; oder ist jedenfalls fanatisch. auch wenn fanatismus oft aus frustrationserlebnissen entstehen kann. und frustration bedeutet stets versagen und nichterfüllung: einen erzwungenen verzicht auf die erfüllung von bedürfnissen und das hieraus entstehende erlebnis der enttäuschung, vielfach gefolgt von aggression & aggressivem verhalten. mit einem verzicht fertig zu werden, ist alles andere als eine einfache sache. und sei es nur, auf einen durchgang auf der einen seite einer doppelpendeltüre verzichten zu müssen. solange der verzicht ein experiment bzw. versuch ist, hält sich die verstimmung im allgemeinen in grenzen. wobei grenzen nicht grenzenlos sind. wenn verzicht zu verzweiflung wird, so besteht die gefahr einer anbahnung von ausweglosigkeit (awl). eine awl-gefährdung als seelischer zustand; überschattet von schwäche, erschütterung, depression und daseinsangst. verzweiflung als sg und awl. wobei nicht jede verzweiflung unbedingt eine existenzielle sein muss.
warum türen im allgemeinen stets nach außen zu öffnen sein sollen / müssen, hängt wesentlich mit dem notfall einer feuersbrunst zusammen. ein notfall sollte nicht von notwendigkeit sein. dazu sollte man wissen, dass notwendig das ist, “was aus dem bereich des möglichen heraus durch hinzutritt weiterer bestimmungsstücke ins dasein gezwungen wird.“ sollen wird zu müssen und dasein zu sosein. wenn das volk zum ausgang drängt, so muss unbedingt die möglichkeit gegeben sein, dass türen nach außen aufgehen. wenn sie dies nicht tun, so würde dadurch durch das entgegendrücken der menge / masse gegen die türe ein öffnen dieser kaum möglich sein bzw. überhaupt verunmöglicht werden. resümee: würden die türen nach innen aufgehen, so würden sie sich bei einem derartigen andrang nicht öffnen lassen. und eine verunmöglichte türöffnung im falle einer feuersbrunst wäre so letztendlich ein totales (unverzeihliches) versagen. die frage ist, ob derartiges subjektiv unter bestimmten voraussetzungen tatsächlich als wirklich gedacht werden kann. heißt es doch, dass, wenn die bedingungen der möglichkeit in ihrer totalität da wären, sie dann zugleich notwendigkeit bilden würden: möglich- wird zu notwendigkeit. dass ein feuer möglich sein kann, ist das eine; dass es aber zugleich notwendig ist, kann bezweifelt werden. für immanuel kant ist das mögliche ein postulat, eine annahme bzw. forderung, die glaubhaft gemacht werden muss. ob pendel- oder auch schiebetüren im qwh das potential haben, ein postulat formulieren zu können, muss allerdings eher in abrede als ins reich des möglichen gestellt werden.
das wichtigste, was alle tore & türen betrifft, ist die möglichkeit eines geordneten verlassens aus einem raum heraus in einen anderen raum oder ins freie. was einen letztendlich wieder dahingehend mit dem raum konfrontiert, der weder ein abstrakter noch leerer, sondern vielmehr ein erlebnisraum ist. der raum als beschaffenheit aller außenweltwahrnehmung, die innenwelt der außenwelt eines veräußerlichten innenlebens. für den philosophen ist der raum weder im subjekt, noch ist die welt im raum. der raum erschließe das für das dasein konstitutive in-der-welt-sein. dasein sei stets räumlich. friedrich gauß bringt es auf den punkt, wenn er sagt, man müsse in demut zugeben, dass der raum auch außerhalb des menschlichen geistes eine realität hätte, der man a priori ihre gesetze nicht vorschreiben könne. was raum & zeit betrifft, so hätte es mit dem, was einem als zuhandenes begegnet, je eine bewandtnis. was so eine türe im allgemeinen bzw. eine doppelpendeltüre im besonderen betrifft, so ist sie an sich in der begrenzten unauffälligkeit des zuhandenen. außer der möglichkeit, ausgefüllt zu werden, hätte der raum nach philosophischer ansicht keine weitere eigenschaft: er sei, abgesehen von der festlegung der einzelorte in ihrer ausfüllung, ein leeres nichts. wer aber hat bislang einen raum so gesehen, wie er hier beschrieben wird? euklid hat seinen eigenen raum, riemann verweilt in einem anderen und der raum nach minkowski ist überhaupt ein ganz anderer: raum & zeit würden hier “eine union zur welt“ eingehen.
die türe als zeitfenster zum bzw. in den oder aus dem raum. eine zeit, die pendelt oder sich verschieben lässt. die pendeltüre als ein zwischen raum & zeit pendelndes medium. auch wenn die uhren in einem quarantänewohnheim anders gehen – die türen sind die gleichen. das volk schart sich nun, nachdem die zuvor in quarantäne befindlichen das qwh verlassen haben, bereits auf beiden seiten der pendeltür. mit dem erfolg, dass sich nun die pt weder auf die eine noch auf die andere seite öffnen lässt. damit sich die tür, die in richtung beider sich vor dieser anstehenden menschen auf geht, öffnen lässt, müssten die vor der tür stehenden mindestens zwei schritte zurück treten. doch 2 schritte zurück zu treten kann in der masse bereits zu einem wahren problem werden. die hinteren drängen nach vorne, die vorne stehenden stoßen zurück: ein gedränge in der menge. die menge fühlt sich in der enge. unruhe beginnt sich bemerkbar zu machen: indem einige erbost ihre hände in die höhe heben. drohend erhobene hände als ausdruck von ungeduld & ärger. erbost über das ärgernis, ungeduldig in anbetracht der bevorstehenden essenszeit. auch wenn inzwischen gar kein essen mehr serviert wird. hat doch letztendlich der letzte lockdown auch das quarantänewohnheim erfasst. eine küchen-wiedereröffnung steht in den sternen. die politik schweigt. die menschen sind empört. noch glaubt man, die empörten menschen hinter pendeltüren festhalten zu können. wann wird das pendel auf die andere seite ausschlagen? ich stehe hinter der verschlossenen pendeltüre und warte; und weiß, dass godot sicher nicht durch diese türe hindurch kommen wird…
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© 2022 Heinz Erich Hengel (Text & Bild)
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Bild: Die Türe am Ende des Ganges (Aus der ´Gemäldegalerie` von HEH)