Von Monika Jarju
Als ich den Terrassenweg hochsteige und mich umblicke, um den zurückgelegten Weg zu betrachten, sehe ich die Wellen auf dem See glitzern. Von einer alten Villa in dieser grünen Landschaft erklingen swingende Melodien. Ich bleibe einen Moment stehen und lausche den geschmeidigen Tonfolgen und quietschenden Dissonanzen, die immer wieder unterbrochen werden von tosendem Applaus. Langsam nähere ich mich dem Grundstück. Hinter dem offenen Eingangstor wachsen zwei Birnbäume einander zu, dort bleibe ich hinter einer Bank stehen. Unter den Bäumen sitzt ein Mann auf gefalteten Zeitungen. Leute bahnen sich einen Weg durch das andrängende Publikum. Die Zuhörer klatschen hingerissen. Der Saxophonist ist eine Sensation! Jetzt beginnt der Bassist ein weitschweifiges Solo zu improvisieren. Der Mann auf der Bank dreht sich plötzlich zu mir um. Lächelnd deutet er auf den leeren Platz. Ich setze mich zu ihm. Da beginnt der Schlagzeuger ekstatisch zu spielen. Wind kommt auf in der Abenddämmerung. Die Schatten fallen sanfter und länger. Nur so ein Windhauch trägt den Duft von Holunderblüten herüber und der Mann neben mir duftet auf einmal nach frischem Wasser und aufgeschnittener Melone. Ich habe es die ganze Zeit gewusst, seit ich neben ihm sitze. Warum nur bin ich aufgewacht, unwiderruflich?
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©2022 Text & Bild von Monika Jarju
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