Von Florian Meurer
Und die Zeit ist vorüber –
Eingemauert hab ich Deinen Brief,
Die Tagebuchseiten zerrissen.
Mein Trauerflor liegt schon im Brunnen, so tief
Um tausend Jahre und länger
Bei unseren bleichen Knochen zu ruhen.
Doch manchmal, wenn ich fast schlaf
Dann kriech ich hervor, bin noch wach.
Stoß müde an, mit mir selbst
Wie damals, eh‘ ich Dich traf.
Und sitz ich mit Weinglas am Brunnen,
Beug ich mich vornüber, schaue hinab
Dann weiß ich, die Zeit ist vorüber.
Es sinken glimmende Fetzen alten Papiers
Mit unleserlichen Zeichen und einer
Mir fremd gewordenen Sprache
Hernieder in ihr feuchtes Grab.
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© 2022 Florian Meurer
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