Von Pawel Markiewicz
Brief Nr. 1
Der 5. Mai 2022. Bei der pittoresksten Morgenröte.
Lieber Maler!
Ich bin in aller Frühe erwacht und ich denke immer an einen erfüllten Tag, den mir ein Engel bringt. Ich habe Ihr abstraktes Bild gesehen und bin davon verzaubert. So ein superbes Ding! Ich will dich grüßen. Mag dein Gemälde die Welt auf unendliche Weise betören! Dieses Werk versteht alle Ewigkeit zu zaubern. Ich mag allerhand abstrakt, was darin steckt. Deine Malerei ist abstrakt-holdselig, d.i. voll von Farben, Umrissen, Lichtspielen, Feuern, was ich sehr schätze. Sie schildert ein betulich-blaues Stündlein, als ob der Himmel funkeln würde, um der Glut willen, nicht von dieser Welt. Das Blaue verbindet sich mit dem Roten. Die Wolken lassen sich kaum erkennen, aber die Sonne ist sichtbar, jedoch ist sie sehr schön der Größe halber dargestellt worden. Mit solcher Malerei kann ich vom musenhaften Jenseits träumen. Das Abstrakte herrscht immer eingedenk des Traumreizes. Sie widerspiegelt die Epistemologie der Malerei.
Ihr Gelehrter
Der Brief Nr. 2
Der 6. Mai 2022. Während der Blauen Stunden
Werter Gelehrter!
Ich bin zur Schwärmerei bei einem Abendrot einfach bereit. Ich denke an eine Mitternacht voll Unendlichkeit, die mir eine Muse bringen wird. Ich habe Ihre wissenschaftliche Vorstellung einer urmenschlichen Frau zuliebe gelesen und bin davon begeistert. So ein lindes Ding! Ich bin willens, dich zu grüßen. Mag dein Werk die Welt auf besinnliche Weise faszinieren! Es ist fähig, all das Paradies herzuzaubern. Ich habe alles Abstrakte gern, was darin ruht. Deine wissenschaftliche Vorstellung betreffs einer Magierin von der Sippe: Homo habilis ist weit einer Wirklichkeit, und deswegen abstrakt. Sie entfacht das Feuer der Philosophen, das das Holz in das Gold zu verwandeln vermag. Diese Frau ist sehr klug und ewiglich verträumt. Mit ihr kann ich von goldenen Stücken einfach träumen. Die Magievorstellung des Altertums ist abstrakter als eine Hexerei des Mittelalters, denn sie spürt die Wärme der Ontologie. Man bediente sich eines Zauberspruchs, der ein Urmensch an die Felsenwände in Thüringen geritzt hatte. Das ist sehr spannend. Das Abstrakte regiert die Welt voller zarter Funken.
Ihr Maler
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© 2022 Pawel Markiewicz
Alle Rechte vorbehalten
Paweł Markiewicz – 1983, wohnt in Bielsk Podlaski (Polen), Dichter-Philosoph, Träumer-Denker-Gelehrter. Am liebsten schreibt er Gedichte wie kurze Prosa. Gedichtelesungen beim Radio Tide Hamburg.
pawelek@mail.ch