Communication Breakdown

Von Marek Födisch

Nie hörst du richtig zu, sagt sie. Darüber wurde doch gerade gesprochen. Ach ja? Gehört habe ich aber. Nur eben falsch, wie es scheint, denke ich. Als ob es Absicht von mir wäre! Vielleicht kann ich nichts dafür. Vielleicht liegt es an den Frequenzen. Vielleicht können wir uns einfach nicht mehr hören.

Die Tage danach verlaufen sich in Alleingängen, knallen sich trotzig in eingebildete Nischen, in Stirnfalten hinter verschlossenen Türen, zerknittern sich, selbstgerecht, wodurch das Bisherige aus harmlosen und liebgewonnenen Gewohnheiten, wie zum Beispiel das Silbenrätsel gemeinsam nach dem Frühstück zu lösen, ins Wanken, ins Verschwinden gerät. Hin und wieder unternehme ich Versuche – zu glätten, das, was ich Stunden zuvor gedanklich verworfen, zerknüllt habe: diesen planbar aufgehenden Horizont, der, hinterm Gestrüpp aus eitlen Ranken, Dornen und vergeltungszackigen Blättern, nur sehr unscharfe oder bedrohliche Linien und Farben abzugeben vermag, der uns beide aus der Misere bringen muss. Unbedingt. Planbar – ist nur das Wünschen. Und immer wieder Schritte zum Fenster und zurück, als ob mir das Gewissen U-Haft verhängt hätte. Vergittert der Schädel, die eingebildete Großmut.

Monate später, die Dornenhecke längst in Vergessenheit geraten, greife ich zur Gitarre. Während der ersten Strophe knallen bereits die Türen: erst die Küche, dann das Wohnzimmer. Vielleicht liegt es an den Frequenzen. Vielleicht können wir uns einfach nicht (mehr) hören.

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© 2022 Marek Födisch
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