John Lennon meinte einst (ein Aufhänger für eine kleine Gedankenfolge)

Von Marek Födisch

John Lennon meinte einst: Leben ist das, was passiert, während du andere Pläne im Kopf hast. Ein Ja darauf kann wohl jede und jeder darauf erwidern, was nicht heißen soll, dass Wünsche, Träume und geschmiedete Pläne per se nicht aufgehen können. Dennoch scheint die Schmiede hinter der Stirn unablässig, mit Ausnahme beim Tiefschlaf, in Betrieb zu sein, wo sich der Schmied das Material der Vergangenheit, also bereits Gesehenes, Erkanntes, Gehörtes, Empfundenes und Erinnertes zum eigenen (vermeintlichen) Nutzen, unter Mithilfe feurigem Eifers und schlagfertiger Argumentation, zurechtbiegt, um das Offene und allenfalls Ungefähre einer nicht bestimmbaren Zukunft, die Angst auslösen mag, in eine erdachte bzw. ersehnte Gestalt und Größe zu bringen, während dabei die Gegenwart, das blanke Jetzt, in einem gewissen Sinne unbemerkt bleibt. Das ausgerufene Ja! bezüglich der Lennonschen Aussage liegt daher, um beim Bilde zu bleiben, wehrlos auf dem Amboss, und die Hammerschläge erfolgen entweder mit unbewusster oder bewusster Wucht, aus unterschiedlichen Kräften oder gar Motiven heraus. Ein revolutionärer bzw. spiritueller Geist mag zwar jetzt behaupten, er lege es darauf an, keine eigenen großartigen Pläne oder Wünsche haben zu wollen, oder zu brauchen, doch eben diese Intention führt sein Vorhaben und Statement geradezu ad absurdum, da sofort im Hintergrund jener Antipode mit dem Hammer aus dem glutheißen Schatten tritt. Aus diesem Widerspruch im Menschen aber, der nicht auflösbar scheint, der uns zwischen den inneren Polen in Bewegung bringt, in Aufruhr versetzt, entstehen nun mal, wie wir wissen, sämtliche Stoffe für Lieder und Verse, für Bühnenstücke, insbesondere die des eigenen Alltags. Kunst bzw. Lebenskunst fungiert für mich als bereitwillige Zeugin zur Offenlegung der Lage, als Gradmesser der Wellenstärke konzentrischer Kreise, wodurch ein temporärer Erkenntnisgewinn zumindest in Aussicht steht in Folge bereits begangener Schritte, Fehlsprünge, welche mit Irrungen, also mit einer aus dem persönlichen Tunnelblick resultierenden Vehemenz, einhergegangen sind. Erkennbar wird damit durchaus, dass Pläne und Konzepte (inklusive mannigfaltiger Selbst- und Fremdbilder), gemessen an den ihnen vorab zugestandenen „Wahrheiten“, oftmals trügerisch sind. Und gerade weil diese unsere Schleier, die indische Philosophie verwendet den Begriff Maya, so verführerisch sind, da sie uns wegführen von dem, was gerade ist, jetzt anliegt und mitunter schmerzhaft ansteht. Genau deshalb greifen wir auf das altbewährte Mittel zurück, nämlich: in die Vergangenheit und/oder Zukunft zu flüchten.
Leben ist das, was passiert, während du andere Pläne im Kopf hast. Mein Ja darauf mit einer Tasse Mokka! Den Kaffeesatz lese ich mir nicht zurecht.

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© 2022 Marek Födisch
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