Von Monika Jarju
Endlich ist es soweit, das deutsche Kulturinstitut in Westafrika widmet Gebrauchsgegenständen aus Deutschland die erste Retrospektive. Als ich sehe, dass etliche Afrikaner in das Gebäude hineingehen, verspüre auch ich den Wunsch, die Ausstellung anzuschauen. Drinnen begegnen mir einige afrikanische Kollegen, gemeinsam gehen wir durch die Räume. Heiter gestimmt schlendere ich vor den Vitrinen und Regalen umher und verliere mich in Erinnerungen. Die Ausstellung dokumentiert seit den frühen 1960er Jahren eine Sammlung von Alltagsgegenständen, die die gesamte Bandbreite an Putz- und Scheuermitteln umfasst. Pril, OMO, Weißer Riese, K2r erwecken die Vergangenheit wieder zum Leben. In Gedanken sehe ich meinen Vater, wie entspannt er die Fleckenpaste aus der Tube aufträgt und zufrieden einwirken lässt. „Hab immer K2r zur Hand – der Fleck ist weg – ganz ohne Rand!“ – sage ich laut. Und dort im Regal: Palmolive, ich höre mich wie Tilly reden – „Sie baden gerade Ihre Hände drin!“ – und muss kichern. Vereinzelte Besucher schauen verwundert zu mir herüber, die Runde bricht in Gelächter aus. Mein Kollege liest beflissen die Beschriftung unter einer Packung Persil vor: „Hergestellt in der Bundesrepublik Deutschland.“ So steht es unter jedem Produkt, stelle ich nach einer Weile fest. „Das entspricht aber nur der halben deutschen Geschichte“, sage ich entrüstet zu meinem afrikanischen Begleiter, „es fehlen die Produkte aus der DDR.“ Schon fällt mir der nächste Slogan ein: „Wer wird den gleich in die Luft gehen, greife lieber zur HB“.
*
©2022 Monika Jarju
Alle Rechte vorbehalten