Von Marek Födisch
Ein Grund und ein Stück kleine Wiese mit zwei Birnbäumen und
Ein Steingarten mit Wollziest und Arnika und
Dieser kleine Junge der mit den Bienen sprach und
Zwischen den Beeten marschierte ohne zu wissen was er dabei sang
Im Schatten des Hauses wo – später wusste er´s – zitterten die morschen Knochen*
Da waren die Witwen auf der Bank im Hof mit offenen Beinen und
Sprachen Belangloses in den Ohren des Jungen der
Sich aus Wäscheklammern einen bunten Kranz steckte viel lieber und
Nichts von Ehre und dergleichen wusste vielmehr
Im Winter von einem Dreirad träumte immer und immer wieder
Da war die Straße im Sommer wo man auch Federball spielte und
Mit einem Schornsteinfegergesicht das Bad erst am Abend wieder betrat und
Hier der Hahn den Tag in den Abfluss zwang und
Dieser aber im Kopf längst kopiert bis fast nach Mitternacht aus der Versenkung
Trat und noch heute fragmentarisch auf den Wimpern glänzt als Kondensat
Da war der nimmermüde Schuster der reparierte Schuhe mit Fahrrad und
Schiebermütze ausfuhr kilometerweit und
Seinen Beitrag leistete sich auf dem Pflaster der Zeit bewegen zu können der
Unterwegs den jungen Frauen nachsah die er gedanklich in den Büschen
Links und rechts erfolgreich mit seinen Leisten verführte: lechz…
Da war gebohnert der Flur der Schule die Wahrheit auch und
Sogleich jedes ernste Wort das aber im Halstuchknoten steckenblieb
Sobald draußen erste Flocken fielen die schon zu Schneebällen gedacht
Für den Hof wo das Werfen eigentlich verboten war wie das Tagträumen
Allgemein oder der West-Parka oder das Zuspätkommen um acht
Da war das laute Boys Don´t Cry in Mono beim Stylen der Haare und
Die schwarzen Arbeiterstiefel zum Schnüren (Doc Martens gab es nicht) und
Schwarz war vor allem der Sonntag wenn man der Familie fernblieb und
Erste Versuche bezüglich Mädchen scheiterten da Typen mit Mopeds
Ohne Zweifel besser in Fahrt kamen bei der Liebe wie beim Trieb
* Lied: „Es zittern die morschen Knochen“
Text und Musik: Hans Baumann – 1932
in Die weiße Trommel (1934 , drei Strophen , zitiert nach “ Der Trommelbube “ Voggenreiter Verlag)
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© 2022 Marek Födisch
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