PAROTIS

Von Eva Radon

Wer kennt sie?
Wer hat von ihr gehört? Obwohl sie jede/r hat.
Wer weiß, wie sie mit „bürgerlichem namen“ heißt?

Es ist die Ohrspeicheldrüse

Ein kleiner knoten hinter dem ohr ergab die diagnose, die eine operation notwendig machte.
Die ohrspeicheldrüse ist für speichelfluss zuständig.
Auch wenn sie gutartige knoten beherbergt können diese böse werden, daher müssen sie raus
(Wer näheres wissen möchte, kann dies nachlesen.)

Die operation war also rasch geplant und die aufnahme ins AKH (größtes Krankenhaus europas) bald festgelegt.

Das Allgemeine Krankenhaus:
Dieser ort, dieses system ist riesig:
2 bettentürme, viele ambulanzen, bettenstationen, rolltreppen, zig aufzüge, dennoch übersichtlich.
1000ende menschen täglich.
Vorerst ein anonymer ort,
wo menschen, patienten, ärzte, diverses personal wandeln mit raschem, suchendem schritt, mit gesichtsausdrücken, die schmerzverzehrt, gelassen, freundlich, angespannt sind.
Manche bewegen sich in bunten gewändern, die sie professionsmäßig unterscheidet, andere in alltagsgewändern. Bunter im sommer, dunkler in kühlen jahrezeiten (falls diese noch kommen).

Ich finde meine station und werde freundlich, persönlich aufgenommen: 15 I

  1. glücksfall:

ich bekomme einen fensterplatz im 3er zimmer.

Das ist wunderbar, wird zur schausucht für die 7 nächsten tage.
So beobachte ich täglich sonnenaufgang (4.30) und finde aus dem 15.stockwerk blickend immer mehr gebäude und orte die ich „in meinem wien“ identifizieren kann und entdecke .Es war ein magnet für mich, am fenster zu stehen und alles zu überblicken.

Gleichzeitig mit mir ziehen noch 2 damen ein.
Wir habens lustig, schwätzen, tauschen uns über die krankheiten aus, lachen miteinander und teilen unsere ängste.
Eine sagt, wir seien die „ golden girls“. Wir drehen unsere runden und natürlich wird auch von uns einiges kritisiert, wie zum beispiel, dass männer und frauen dasselbe WC benutzen müssen.

  1. Glücksfall:

ich bekam den ersten operationstermin von uns dreien.
Wir vereinbarten, daß ich zuständig bin, 3 stifterl sekt zu besorgen, um nach den operationen anzustossen..
Um 11.00 wurde ich abgeholt.
Ich verbrachte 6 ½ stunden außerhalb des zimmers, also im vorbereitungs – operations- aufwachraum.

Erlebnis:
Halbwach in den aufwachraum geschoben, schaute ich mich um.
Die schwester schaute nach mir.
Neben mir lag ein mann mit weissem haar, schaute recht nett aus, was ich so von der seite sah.
Er liegt ebenso steif im bett wie ich mit verband im ohr/ halsbereich.

Ich verlangte ein feuchtes mundstäbchen, was mein nachbar auch verlangte.
Ich begann eine unterhaltung, einfach so.
Wie wenn er darauf gewartet hätte, sprudelte es nur so aus ihm heraus.
Er war sehr gesprächig, mitteilsam: er habe eine freundin, gehe oft in die kirche, ist 75 jahre…viel information.

Eine wirklich witzige situation : zwei menschen, die aus der narkose erwachen unterhalten sich. er blickte nie zu mir. Auch gut.
Er liege auf der nachbarstation, „ich gehe viel spazieren, er auch.Dann werden wir uns ja vielleicht sehen.“
„ich bin gespannt auf die damen im zimmer“sagte ich.
er lachte und sagte fragend „damen“?
„ dachten sie, dass ich ein mann sei, wegen meiner tiefen stimme ? Dann hätte ich vielleicht nicht angebandelt mit ihnen?“( mein witz)

Im zimmer angekommen, war dieses leer. Die betten neu überzogen.
So lange war ich weg, so kurz war deren OP, sind sie schon wieder entlassen….fragen über fragen.
Dann erfuhr ich, dass die beiden ohne OP nach hause geschickt wurden…personalmangel.
Das war der

  1. glücksfall:

ich wurde operiert
obwohl meine operation kompliziert und langewierig war, vielleicht war ich deshab die 1.

  1. glücksfall:

3 tage einzelzimmer

Leider hatte die begegnung mit dem aufwachmann keine fortsetzung, weil ich mich nicht traute, pfleger oder schwestern anzusprechen, um nach ihm zu fragen.
Als ich es dann nach 3 tagen tat, war es zu spät.Er war entlassen.
Leider, eine nach-narkose geschichte
Vielleicht ist es so schöner…

Das klima auf der station fand ich gut, freundlich, kompetent,aufmerksam, und auf alle fragen bekam ich antworten.
Dann kam eine mitbewohnerin die leider nicht sprechen konnte.

Begegnungen:

Im nachbarzimmer
waren eine frau, wir kamen ins gespräch. Sie war raucherin und ich begleitete sie zu einer raucherterasse (zwischen den bettentürmen) im freien. ich blieb damals noch abstinent.

…Und eine amerikanische yoga lehrerin, performerin.
Es war interessant mit ihr zu sprechen.

Erfreuliche Begegnungen, schlimme krankheitsfälle….

Ja, das schicksal bringt menschen mit unterschiedlichen leiden zusammen.
Der austausch tut vielen gut und ich brauche ihn.

Ich war froh, als ich das Krankenhaus verlassen konnte.
Ich brauche geduld bis mein gesicht wieder entschwollen ist.
Ich war glücklich, als ich vom guten endbefund erfuhr.

Das war mein PAROTIS erlebnis.
Es möge mein einziges bleiben.

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© 2022 Eva Radon
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