wahnititis

Von Franz Niemand

wirres gedankengestrüpp
in hirndunkelkammer

unter glühender sonne über versteinerte
drachen stolpernd

unten am strand der schwulen
muskulöse dicke bären
an bierflaschen nuckelnd

das besoffene meer rauscht
seinen rausch aus

aus der ferne das glockengeläute
uralter von kreuzen überwucherter kirchen

im hintergrund eine pfeifende eisenbahn
verschwindet für immer
im schwarzen loch des berges

kurz vor dem ziel dem unbekannten
zusammenbrechend

ameisenvölker machen sich
über einen her
mit blinder gewissenhaftigkeit
einen auffressend

das hinterbliebene gebein verbleicht
in der hitze der ewigen nacht

nein
wir wollen nicht wiedergeboren werden
nicht einmal als possierliche
grüne papageien
die sich in den parks mit anderen
schrägen vögeln
um das tägliche brot streiten

bloß keine wiedergeburt
sind militante
wiedergeburtsverweigerer

im namen der mutterbrust
des unbekannten vaters
(war es „onkel“ willi?)
und der angeborenen wahnititis

so sei es
(man kann es sowieso nicht mehr ändern)

*

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