Apokalyptik

Von Andreas Rüdig

„Endzeitprophetie“ ist ein anderes Wort für Apokalyptik. Weltuntergangsvorstellungen, wie sie es in den heiligen Schriften des Christentums und Judentums zu finden sind, stehen dabei im Vordergrund; Pessimismus sowie Weltuntergangsstimmung kommen unterstützend hinzu.

Eine exakte Definition von Apokalyptik ist in der Sekundärliteratur nicht zu finden. Von daher soll hier ein Beispiel vorgestellt werden, wie ein Weltuntergang aussehen kann.

Für manche Menschen gibt es ein individuelles, subjektives Bedrohungsgefühl. Jemand fühlt sich „im innersten Kern seiner Identität“ bedroht.

Die Person sieht sich Forderungen gegenüber, deren Erfüllung sie vor sich selbst nicht rechtfertigen kann. ZUgleich ist es ihr bewußt, daß die Nichterfüllung zu sozialer Selbstausgrenzung führt. Zu einem soziologischen Phänomen wird die Situation dann, wenn sich verschiedene Personen mit einem ähnlichen Bedrohungsgefühl zusammenfinden und sich eine Art Bewegung bildet.

Die Anonymen Raucher sind ein Beispiel dafür. Ernst-Josef ist ihr Anführer in Rheinland-Pfalz. „Wir Raucer werden immer weiter diskriminiert, ausgegrenzt und finanziell ausgenommen,“ klagt er.

„Wir dürfen nicht mehr in Kneipen und Gaststätten hinein,“ beschreibt der Senior die Anfänge der Bewegung. „Wir mußten draußen bleiben. Wir würden stinken, Gestank verbreiten sowie Gardinen und Tapeten ruinieren.“

Nun ja, eine gewisse Rücksichtnahme auf Nicht-Raucher kann ja schon erwartet werden, oder nicht? Ja, schon, antwortet Ansgar, einer der Mitstreiter Ernst Josefs. „Abgetrennte Räumne oder reine Rauchergastronomie hätten es aber auch getan.“

Die Verunglimpfung der Raucher ging aber weiter. Raucherbereiche in Flughäfen und Bahnhöfen, das Verbot von Zigarettenautomaten, der Versuch, den Verkauf von Feuerzeugen zu verbieten und Anti-Tabaklieder-Hitparaden („Raucher sind Schweine“) sind nur die scihtbarsten Elemente der staatlichen und gesellschaftlichen Anti-Raucher-Kampagner.

„Meine Welt brach in sich zusammen, als meine Frau Ilse kam und behauptete, ich hätte eine Geliebte – nämlich meine Zigarette,“ berichtet Hans-Adalbert. „Sie ließ sicvh nach über 50 Jahren nach einem Tag auf den anderen von mir scheiden. Ich muß dementsprechend viel Unterhalt bezahlen. Wovon soll ich mir denn heute meine Tabakwaren bezahlen?“

Abstinenzlern wird das Recht zugestanden werden können, für ihre Interessen einzugestehen. Hier geht es um Gesundeitsthemen. Man habe mit Kondomverweigerern, Onanie- und Masturbationsforschern, (männlichen) Damewäscheträgern, Bücherliebhabern, Zeitungslesern, Adipositasgeplagten und vielen anderen Opfern von Diskriminierung zusammengetan.

„Wir möchten ihr negatives Weltbild sowie ihre Weltuntergangsstimmung gemeinsam vertreiben. Die Welt kann so schön sein, wenn wir uns nicht um die Meinung anderer Leute kümmern und zu unseren Lastern (und Kränen, kleiner Scherz am Rande) stehen. Der Weltuntergang kommt erst in weiter Ferne.“

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