Die Party bei Zeus

Von Pawel Markiewicz

Der Titel des Minidramas: Die Party bei Zeus. Die neue Mythologie
Art/Gattung: das kleine lyrische Zauberdrama

Personen im Stück/ Personae:

Zeus
Achilles
Herkules
Dionysos
Apollon
Hera
Artemis
Aphrodite
Athene

Tiere im Stück/ Anima:

Hund Spaniel
Katze

Das Stück

Alles vollzieht sich in dem Zeus-Palast über Wolken. Die Wände sind kristallen, der Boden diamanten und die Decke aus den Rubinen. Der große Thron von Zeus liegt in der Mitte. Der Thron von Hera ist kleiner und liegt zur Linken von Zeus. Der Thron von Zeus ist der weiße Sessel, hingegen ist der Thron von Hera der schwarze kleinere Sessel. Der Thronsaal hat darüber hinaus zehn vorm Thron Zeus‘ stehende Stühle Gottesgästen zuliebe. Im Zentrum des Thronsaals gibt es auch den runden Wunder-Spiegel, durch den Hera Menschentaten auf Erden verfolgen kann. Ferner liegen: der bunte Teppich, der rote hölzerne Schrank mit den Gottesdokumenten (Darin wird auch das Essen für die beiden Tiere aufbewahrt). Bei den Füßen Zeus sitzt der Rassenhund, der schwarze Cockerspaniel. Bei den Füßen Heras sitzt die schwarze rätselhafte Katze. Vor den Thronen liegen drei Schüsseln für die Tiere. Die göttlichen Männer, und zwar: Achilles, Dionysos, Apoll sind da. Es fehlen anfangs der Szene die Frauen. Zeus hält in der linken Hand den angebissenen Apfel. In der Ecke steht obendrein der kleine Mülleimer. Auf dem Boden stehen Gläser mit dem halbtrockenen Wein.

Zeus

(der zwanzigjährige Mann mit den goldenen Haaren, er hat die Krone aus den künstlichen Adonisröschen (aus dem Kunststoff) und die blaue Robe als wäre er ein Wunderrichter, den Spaniel streichelnd )

Ihr seht wunderschön mir euren Höschen aus. Wo habt ihr sie gekauft?

Herkules

(der Braunhaarige im Alter von zwanzig Jahren, er ist halbnackt, trägt das blaue Höschen)

Athene hat uns allen sie auf einem Markt in Athen in Griechenland gekauft und verschenkt.

Hera

(die zwanzigjährige Brünette mit der roten Brille. Sie trägt das schwarze Kleid
als ginge sie in Trauer, die Katze berührend)

Meiner Meinung nach hat Poseidon ein schöneres Höschen, und zwar ein Badehöschen. Ein goldener Fisch hat es ihm genäht. Damit ist er willens, Sirenen zu locken und zu verführen.

Achilles

(der blonde Mann, der zwanzigjährige Gott, er ist entblößt, außer, dass er das rote Höschen trägt)

Darf ich dich, liebe Hera, mit meinem Zaubersaft, einem Getränk aus wilden Kräutern, verführen?
Dieser Sud wurde in Troja hergestellt. Die Abkochung riecht und schmeckt nach den Ewigkeiten und erweckt eine grenzenlose Liebe zur Menschheit, aber nicht zu Männern bzw. zu Göttern.

Zeus

(sagt laut, beinahe schreiend)

Ich bin auf meine Gattin eifersüchtig. Hera kommt hier nicht in Frage, umso mehr, als sie seit eh und je nicht lieben kann, sondern nur hasst. Der böse Hass trifft auf sie zu.

Apollon

(der zwanzigjährige Braunhaarige, halbnackt ebenfalls, er hat jedoch das gelbe Höschen)

Ich kann, Achilles, deinen Sud probieren, zumal ich mich nach der Liebe zur Menschheit sehne. Ich kann so wie du Herkules sein. Die Menschen lieben und helfen ihnen in Not.

Achilles

Leider ist meine Zauberabkochung nur für die Frauen, darunter die Göttinnen bestimmt. Bei Männern wirkt sie gar nicht.

Zeus

(den Apfel gebissen)

Wozu brauchen die Frauen dieses Elixier, lieber Achilles? Für alle gibt es doch die Ambrosia. Ich habe eine bildschöne Idee. Ich will das Lebenselixier an Piraten verkaufen, weil sie Gold haben und ich brauche es. Hera ist dagegen.

Hera

(sehr still, zärtlich zu ihrem Gatten)

Du Liebling Zeus! Gib das Futter, nämlich das Geflügelherzlein für den Spaniel, weil er hungrig ist. Das Essen liegt im Schrank.

Zeus

(den Apfel wieder beißend)

Tusse, füttere die Katze mit der Milch. Bitte.

Dionysos

(der Schwarzhaarige, mit zwanzig Jahren, er hat das grüne Höschen, er zittert vor Kälte, weil er halb entblößt ist und weil es hier in den Wolken stark weht)

Meine Herrschaften! Trinken wir besser Wein. Ich habe in meinem Keller in dem Haus in Sizilien nur die edelsten Weinflaschen gefunden, geholt und eingedenk unserer heutigen Party mitgenommen. Wenn ich vom Wein trunken bin, entstehen in meinem Herzen nur die schönsten Geistträume. Der Seelengeist zerbricht alle Scherben der Seele und fliegt ins Jenseits hinein.

Zeus

(froh und lächelnd, er wirf gerade seinen Apfelgriebs in den Mülleimer weg)

Trinkt also. Das Prosit auf meine lieben Gäste.

(verträumt)

Ich werde nichts trinken, denn ich bin schlechthin trunken von schönen, bildschönen, wunderschönen, himmelsschönen wie engelsschönen Gedichten, die mir Apoll jeden Tag per E-Mails zu schicken pflegt. An Apoll denkend, denke ich stets nur an die schönsten Dinge der Wunderwelt, in der wir leben.

Hera

(ironisch)

Sei nicht so sensibel! Du scheinst ein Schlappschwanz zu sein. Der Herr der Götter soll stark und nicht so melancholisch sein.

Zeus

(glückstränenüberströmt)

In apollinischen Gedichten finde ich doch eine volle Melancholie, die mein Gottesdasein vorantreibt. Wirst du mir, Apoll, durch die Ewigkeiten in deinen E-Mails Gedichte senden, oder kürzer?

Apollon

(ganz traurig)

Heute ist ein Schluss mit den Einsendungen von Gedichten. Ich habe persönliche Probleme. Ich habe alle meine alten Musen endgültig feuern müssen, denn sie haben mich auf Zureden der boshaften und bösartigen Nachtvögel hin für zehn Packungen Schinkenchips verraten, indem sie mein Zauberspruchsbüchlein ihnen weggegeben haben. Ich habe gestern zehn neue Musen angestellt. Ich muss sie ständig beaufsichtigen, außer, wenn ich schlafe. Deswegen habe ich keine Zeit mehr, neue Gedichte zu schaffen und Dir, ehrbarer Zeus, zu senden.

Hera

(boshaft lächelnd)

Weshalb bist du, Herkules, so wortkarg? Wir haben doch eine Party. Wir sollten reden, lachen und trinken. Ich habe eine Bitte an dich. Prahl mit deinen neuesten herkulischen Aufgaben, die du innerhalb des letzten Monats gemacht hast.

Herkules

(zufrieden, aber schüchtern)

Ich habe um einer Athenenbitte willen einen wunderschönen Diamanten im Ätna gefunden und geholt. Dies war verbunden mit Verhandlungen mit lila Vulkangeistern, die ein Geheimnis den versteckten Diamanten betreffend hüteten. Ferner war ich behilflich bei einem Ringeln der heiligen Wundereulen von Athene in dem Zauberhain in Deutschland. Darüber hinaus habe ich mit einem schrecklichen Vampir aus Siebenbürgen gekämpft und ihn besiegt. Mir graut vor dieser Geschichte, immer wenn ich daran denke. Eben diese Geschichte meines Entsetzens halber gilt zu verschweigen. Zur Zeit arbeite ich als Falkner.

Hera

(das Katzenfell streichelnd, hernach putzt sie mit einem Lappen die von der Katze verschüttete Milch)

Super!. Du hast schöne Sachen gemacht, sodass meine Seele voller milder Wonnen und Phönix-Berührungen ist. Dabei schweben im Geist in mir verträumte Funken der Zauberei, die man eine Ewigkeit nennt.

Dionysos

(mischt mit, sagt stolz und deutlich zu Zeus)

Es ist schade, dass deine Tiere sterblich sind. Hier kann doch die Ambrosia keinesfalls bei Tieren helfen. Soviel ich weiß, möchte Poseidon das Lebenselixier verfeinern, damit sich seine Wirkung auf Tiere bezieht. Zu diesem Zweck kaufte er sich viele Tange, um daraufhin ihren Saft auszupressen. Er mischt diesen Saft mit der Ambrosia. Seien Sie also guter Dinge.

Zeus

(gähnend)

Ich bin gespannt, wo die anderen Gäste, und zwar die Göttinnen: Athene, Artemis und Aphrodite sind.

Hera

(tief atmend und die Milch der Katze in die Schüssel schüttend)

Ich schaue gleich auf meinen Wunderspiegel, den nur die Wahrheit dieser Welt zeigt.

(sie geht zum Spiegel hinüber, hinkend, und schaut zu)

Sie sagte zu allen. Nun fliegen Sie herbei. Fahrer der drei Göttinnen sind stolze, riesige Kraniche des Ibykus.
Achilles

(er hat geniest, ist mutig, er kommt zu Hera, die Katze berührend)

Und warum hinkst du auf dem linken Bein, Hera?

Zeus

(den Cockerspaniel berührend)

Das weiß ich auch nicht! Das wüsste ich gerne.

Hera

Ich leide an Rheuma. Die Ambrosia hilft gerne bei Seelensachen, vielmehr nicht beim Körper.
Obendrein hätte ich nicht so viel morgens laufen sollen!

Dionysos

(keuchend und hustend krankheitshalber)

Ja, richtig. Allerdings sind wir dem Lebenselixier zuliebe jung und ewig. Unsere Gedanken sind dabei
jung, Träume lebendig und ewigkeitsschön, als ob sie im Zauberherz eines ibikus’schen Kranichs entstünden. Dank der Ambrosia sind Gefühle ehrbar und schön so wie eine Sumpfdotterblume vor dem Athenenaltar in ihrem magischen Tempel im Bayerischen Wald oder ein Schneeglöckchen im Artemishain im Harz.

Die Kraniche mit drei Göttinnen sind herbeigeflogen. Sie steigen aus. Die drei sind zwanzig Jahre alt, haben in schwarz gemalte lange Haare, sind fast nackt. Artemis trägt das rote Höschen und den roten Büstenhalter. Aphrodite hat das gelbe Höschen und den gelben Büstenhalter, dagegen Athene – das grüne Höschen und den grünen Büstenhalter.

Artemis

Servus alle. Wir sind endlich angekommen. Die Reise dauerte lange. Hier zwischen den Wolken ist es kalt.

Aphrodite

Nicht so kalt. Die Sonne wärmt besser als unten und erhellt unsere schönen, zauberhaften Gottesseelen.

Athene

Lieber Zeus. Wir, drei, geben dir heute anlässlich der Party viele frische Schneerosen deinethalben. Du kannst eine Krone daraus machen.
Hera

(sie ist wütend und schreit, sie treibt die Katze im Zorn weg)

Ihr seid allzu blöd!!! Warum habt ihr frische Blumen getragen? In diesem Haus werden keine Blumen akzeptiert! Ihr wisst das genau. Ich und Zeus, meinetwegen, dulden sie gar nicht. Ich hasse jede Blume. Pfui! Außerdem bedient sich Zeus nur der Krone aus Kunststoff.

Artemis

(sie flüstert Apoll ins Ohr)

Hera ist das schlimmste Wesen der Welt und eine Schlange. Jeder Mensch und jeder Gott mag das Schöne demnach alle Blumen. Sie sind immer schön wie ein Zeustempel auf Erden.

Hera

(Artemis gehört)

Sei still. Du Schurkin! Lass mich in Ruhe. Du solltest nichts Schlimmes sagen. Ich sage dir Wahrheit. Mir bleibt etwas in Erinnerung. Du, Artemis, und diese Tussi Aphrodite, ihr seid Schlangen!. Meine Freundin Pythia hat mir per Handy tränenüberströmt erzählt, dass ihr sie während eines Orakelfests beleidigt habt. Sie sagten, dass Pythia eine Lügnerin ist und ihre Prophezeiungen total falsch sind. Jeder verkündet dies lauthals.

Dionysos

Bitte, lebt ihr besser im Frieden, anstatt in Zwietracht zu leben. Gerne kann ich euch den Wein in Gläser einschenken. Alkohol trinkend vermögt ihr eure Streitigkeiten zu vergessen.

(der Gott schenkt den Wein ein)

Aphrodite

(böse auf Hera, nickt zu Artemis)

Hera nennt uns: Schurkin und Tussi. Du Hera bist wahrlich eine aufgedonnerte Tussi.

Aphrodite kommt zu Hera mit Wein. Sie verschüttet Wein aufs schwarze Kleid Heras.
Hierauf kommt auch Artemis und verschüttet Wein auf die Haare Heras.

Hera

(sie weint und schreit lauthals)

Um Himmels willen. Zeus du sollst diesmal donnern!. Du musst jetzt sowohl Artemis als auch Aphrodite bestrafen. Die Flecken lassen sich nicht aus dem Kleid auswaschen.

Zeus

(vielmehr böse)

Ok. Ich habe aber keine Ideen, wie man zwei Frauen bestrafen kann. Deswegen ersinnt, Apoll und Athene, ein passendes, geeignetes Strafmittel für die beiden.

Athene

(etwas verwirrt)

Meiner Ansicht nach sollen sich die beiden bei Hera für ihre Taten einfach entschuldigen. Eine mündliche Entschuldigung würde hierher passen.

Apollon

Nein, dem stimme ich nicht zu. Das wäre zu wenig, zumal der Gattin von Zeus ein Schaden zugefügt worden ist. Ich kenne eine Beispielsstrafe. Artemis und Aphrodite. Ihr sollt ein Lobgedicht zu Ehren von Hera schaffen. Jede schreibt und liest sechs Verse, sodass das ganze Werk zwölfzeilig sein wird. Ihr habt fünf Minuten Zeit.
Hera

Leider können Gedichte mich nicht zufriedenstellen!

Zeus

Du sollst Gedichte lesen oder hören. Hera. Die Lyrik heilt Seelen. Und deine Seele ist mir seit langem fremd, deine Gefühle sind entlegen.

Dionysos

(er schaukelt angeheitert)

Trinkt alle den guten Wein! Ha, ha. Ich sage nun schöne Reime: Mit dem guten Wein werden Träume fein. Wir trinken den besten Sud, das rote Getränk schmeckt völlig gut!

Danach geschieht eine kleine Pause im Drama. Die Akteure gehen aus der Szene ab. Dies dauert fünf Minuten Zeit, bis sie wieder ankommen.

Artemis

(liest vom Zettel)

Liebe Hera. Meine Verse sind folgend:

Hera träumt immer am schönsten
ihr Freund ist ein guter Stern
ihre Gefühle sind nicht fern
sie streichelte ein Zauberross
sie liebt ein märchenhaftes Engelmoos
ihr Zauber ist demnach groß

Aphrodite

(liest vom Zettel ebenfalls)

Dagegen lautet mein Gedicht so:

Hera liebt eine Schar der Silbervögel
so wunderbar sind ihre Dichtungsflügel
sie folgt einem magischen Wolfsrudel
ihre Blut riecht nach den Ewigkeiten
sie spürt die Sehnsuchtszauberzeiten
sie baute einen Tempel aus vielerlei Steinen

Hera

Super! Toll! Eure Gedichte finde ich wunderbar. Sie zeigen die echte Zauberei der Schönheit. Sie veredeln meine Seele und berühren mein Herz ganz und gar. Sie erwecken die Lyriksehnsucht. Ich verzeihe euch: Artemis und Aphrodite. Jeder von euch, allen, soll sich in vier kurzen Sätzen zu den Gedichten äußern. Mein Gatte, du bist dran.

Zeus

In den Gedichten finde ich eine Erfüllung. Sie sind voller Melancholie. Sie sind froh. In den Gedichten herrscht Frieden.

Achilles

Diese Verse sind gefühlvoll schlechthin. Sie reimen sich wunderbar. Die Worte verzaubern jeden. Sie zeigen eine innere Kraft.

Herkules

Die Gedichte gebären die schönsten Erinnerungen in mir. Sie wecken schlafende Träume. Sie überraschen mich. Sie zeigen eine Poesiekraft, die ewig ist.

Dionysos

Die Gedichte haben in sich ein Fernweh und eine Offenbarung der Gefühlszeiten. Sie wecken tausend Musen. Sie tragen meine Seele ins dichterische Jenseits hinein. Sie beschreiben die Sehnsucht als Sonnenschein.

Apollon

Die Gedichte beinhalten Begriffe aus der Gefühlswelt. Ich finde das Glück in den Worten. Meine Seele ist befreit. Diese Dichtkunst löst meine Freiheit aus.

Athene

Die Verse sind gut ersonnen. Es herrscht ein echter Lyrikgeist. Die Gedichte beschleunigen mein Herzschlagen. Das Lobgedicht ist eines der besten Gedichte der magischen Welt.

Alle Personen

(sie schreien gleichzeitig)

Es leben Zeus und Hera! Es leben die Halbnackten!

Zeus zieht sich halb nackt aus, sodass er bloß das schwarze Höschen hat. Alle Stückpersonen verbeugen sich bis zur Erde. Das Lied von Nicole: „Allein in Griechenland“ erklingt im ganzen Theater.

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© 2022 Pawel Markiewicz
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