Ich mache weiter

Von Marcus Nickel

Als ich mit der Schriftstellerei begann, wollte ich Prosaist werden, knackige Kurzgeschichten und irgendwann mal wuchtige Romane schreiben. Es dauerte aber nur wenige Monate bis ich merkte, dass mir die erzählende Literatur nicht lag. Mir fehlte die Geduld, um Details auszuarbeiten. Ich zweifelte auch, ob ich überhaupt ein Talent für Literatur und Kunst hatte. Trotz aller Zweifel, die ich bis heute habe, machte ich weiter. Mein Interesse war ungebrochen und ich hatte durchaus Spaß daran, an Ideenskizzen zu arbeiten. Der Schwerpunkt verlagerte sich allerdings in Richtung Lyrik. Und von da an wurde aus dem lediglich vorhandenen Spaß mit der Zeit eine große Leidenschaft.
Mit den Jahren fand ich den für mich richtigen Weg hinaus aus Düsternis und Melancholie hinein in den Humor und die Heiterkeit, ohne jedoch den Ernst zu verlieren. Hin und wieder geht es bei mir durchaus finster zu, aber fast immer mit einem Minimumhauch an schwarzem Humor, zumindest mit genug Gewitztheit, um etwas Farbe im Grau aufblitzen zu lassen.
Ich mache weiter, ich dichte weiter, obwohl mir schon mehr als einmal nahe gelegt wurde, das Schreiben ganz zu lassen. Es fehle an der künstlerischen Anstrengung, um meine Texte Literatur werden zu lassen oder meine Gedichte würden Lebensfremdheit erkennen lassen. Einmal sagte man mir, ich solle nicht mehr versuchen, etwas zu veröffentlichen, sondern veranlassen, dass erst nach meinem Tod meine Arbeiten publiziert würden. Ich hörte auf nichts von all dem und machte weiter, wie ich es für richtig hielt und halte. Trotz aller Zweifel, trotz gelegentlichen Fehlschlägen und einigen Fehltritten, mache ich weiter. Ich mache weiter.

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© 2022 Marcus Nickel
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