Luftbestattung

Von Felicia Rüdig

Die Luftbestattung meint die Bestattung einer Leiche hoch über dem Erdboden, aber auch das Verstreuen der Asche aus einem Luftfahrzeug.

Das Bestattungswesen ist im Umbruch. Dessen ist sich Johanna Reichsgräfin von Schitzewitz – Freifrau Tennepee sicher. „Angesichts unserer Überbevölkerung werden Erd-, Feuer- und Seebestattung an Bedeutung verlieren. Dafür wird die Luftbestattung an Bedeutung gewinnen.“

Ihren Worten zufolge ist der Grund für diese Entwicklung einfach. „Es sterben einfach zu viele Leute. Daher sind die Gräber auf der Erdoberfläche schon alle belegt,“ berichtet die niederrheinische Landadelige, selbst Inhaberin eines Bestattungsunternehmens.

Sie sei schon  in jungen Jahren zum Buddhismus übergetreten, erzählt die resolute Dame. Im Rahmen einer Pilgerreise sei sie ins Königreich Bhutan gekommen. „Das kleine, hierzulande völlig unbekannte Land liegt bekanntlich auf dem Dach der Welt, wie die Höhen des Himalaya genannt werden.“ Auch wenn das Land nicht sehr dicht besiedelt ist: Gestorben wird trotzdem. Dementsprechend muss es auch Beerdigungen geben. Manche Menschen werden in Berghöhlen ausgelegt. Andere in höher gelegenen Regionen in freier Natur bestattet, unter Steinhaufen abgelegt oder einfach nur vom Yeti abgeholt. „Luftbestattungen sind dort ganz normal,“ erzählt die Adelige.

Wieder zu Hause, macht sie sich an die Arbeit, entwickelte europagemäße Formen der Luftbestattung, sprach sire mit den Aufsichtsfriedhogsämtern ab und begann, die erlaubten Formen in die Praxis umzusetzen. „Angesichts des Friedhofszwanges gibt es nicht viel, was ich machen kann. Ich mußte erst einmal einen Luftraum als Friedhof definieren und genehmigen lassen. Ich verbrenne viele Leichen und verstreue ihre Asche in der Luft. Manche Hinterbliebene bestehen aber darauf, daß die Urnen mit der Asche im Himmel schweben, beispielsweise in Heißluftballons, Baumhäusern oder auf Hausdächern. Ich konstruiere dann die Behältnisse.“

Nur Tierbestattungen darf die Reichsgräfin nicht. „Meerschweinchen oder Goldhamster würden ja noch gehen. Stellen Sie sich aber mal vor: Ich soll Elefanten oder Giraffen in den Himmel befördern. Das wäre doch sehr kompliziert.

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