Von Julia Häussler
Wir lagen auf den Boden und haben über Goethe gelacht. Wir hielten uns die Haare aus dem Gesicht, denn wir liefen Gefahr erdrosselt zu werden. Selten noch ergreifen wir das Loch in der Wand, was über uns meterhoch schwindet. Selten war ich so am Leben, doch langsam spüret ich den Tod. Zutraulich wie ein kleiner Bruder, der hinter der Hecke durch die Wand auf uns starrt. Ich kann meine Taten nicht alle benennen, noch fehlen mir die Worte, fehlt der Mut. Doch hinter vorgehaltener Hand höre ich sie spritzen, folge ich nun dem Verlangen, dass an meiner Ohnmacht nagt. Die plötzlich hereinbrechende Nacht setzt uns zu, verschlingt uns ganz unbemerkt. Mein Mund tut keinen Muks, meine Muskeln sind entspannt. Unfähig sich irgendwo festzuhalten. Nur um mich greifen will ich. Doch mein Gebet wird nicht erhört. Immer tiefer verschlingt mich die Nacht, schlägt ihre Klauen in mein ungeschütztes Fleisch. Nicht einmal den Regen spüre ich, der beginnt auf meine Haut einzuprasseln. „Bald schon ist der Fluch vorbei“. Ein Stöhnen, welches all meine Hoffnung erhält. Es verklingt bald im Nichts. Ich traue mich nicht fort. Meine eigenen Beine fesseln mich. Ich harre aus. Ich warte, ich fürchte mich. Ein Niemand glaubt den Menschenstraum.
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© 2022 Julia Häussler
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