Von Andreas Rüdig
Die Theriokephalie heißt „Tierköpfigkeit“ auf Deutsch. In den Altertumswissenschaften ist sie die Kombination eines menschlichen Körpers mit einem Tierkopf. Sie ist insbesondere bei den altägyptischen Götter häufig zu finden. Ihr Ursprung liegt möglicherweise im Schamanismus.
Herr Müller – El Yollem, Sie sind Ägyptologe…
Ja, genau – ich habe das nordafrikanische Land genauestens und gründlich studiert. (Es folgt eine detaillierte Beschreibung des wissenschaftlichen Werdegangs).
Auf welchen Bereich Ihres Fachgebiets haben Sie sich denn spezialisiert?
Aif die altägyptische Kunst. Ich bin ein ausgewiesener Fachmann der Theriokephalie.
Oh – die alten Ägyptre hatten schon Terrier?
Nein, nein, nicht die Hunderasse Terrier, Therio – ach so, ich merke gerade, daß Sie diesen Begriff überhaupt nicht kennen. Theriokephalie heißt auf Deutsch Tierköpfigkeit.
Tierköpfigkeit? Wie sind Sie denn auf dieses Thema gekommen?
Durch meinen Vater. Als ich noch ein kleiner Junge war, ist der immer wieder in das Ägyptische Museum meiner Heimatstadt Dottesberg gegangen. Soweit möglich hat er mich mitgenommen. Da habe ich die ersten Bilder von tierköpfigen Menschen gesehen.
Und die haben Sie fasziniert?
Ja, irgendwie schon. Für mich waren das altertümliche Comics. Wie Kinder so sind, habe ich dann zuhause auch solche Zeichnungen gemalt. Ein Schulfreund hat das bemerkt und micht vergesäßt. ER zeichnte die Figuren genau anders herum – Tierkörper mit Menschenköpfen. In der Pubertät ging das soweit, daß er die Figuren mit weiblichen Attributen ausstattete –
…..?
stellen Sie sich mal einen Giraffenkörper mit sehenswertem weiblichem Kopf, Löwenmähne und weiblichen Brüsten am Hals vor.
Ach ja, sehr phantasiebegabt.
Und vor allem: sehr, sehr phantasieanregend. Ich hatte sehr feuchte erotische Träume davon.
Bis zum Studium der Ägyptologie ist es aber bestimmt ein weiter Weg. Bei diesen Regionalwissenschaften ist der Nutzen doch sehr eingeschränkt.
Was den beruflichen Nutzen anbelangt, ja. Viele Ägyptologen arbeiten in der Forschung und Wissenchaften, einige als Kuratoren in Museen, als Journalisten oder für deutsche Firmen in der Region. Der Arbeitsmarkt ist nicht sehr groß.
Warum haben Sie das Studium trotzdem angefangen?
Nach dem Abi wollte ich Urlaub machen und bin prompt nach Ägypten geflogen. Ich habe mir wunschge,äßt Land und Leute angesehen. Das hat mich in dem Studienwunsch Äyptologie und Koptologie bestärkt.
Ich hatte als Jugendlicher schon ein paar Bücher über das alte Reich der Pharaonen angesehen. In Ägypten lernte ich auch eine gutaussehende, sehenswerte junge Dame kennen, die in Sturm mein Herz eroberte. Sie bemerkte natürlich meine Vorliebe für Tierköpfigkeit.
Eines Abends bin ich in mein Hotelzimmer gekommen und bemerkte eine Standstatue, die vorher noch nicht da gewesen war: Ein weiblicher Akt mit historischen Sandalen, antikem Lendenschurz, lokalem Top und Schakal-Kopf wartete auf mich. Ich wollte zu Bett gehen und entkleidete mich dementsprechend. Da bewegte sich die Statue auch schon auf mich zu, entfernte meine Unterhose und drang in mich ein – Sie können sich bestimmt vorstellen, wie entsetzt ich war – ich hatte mir meine Entjungferung ganz anders vorgestellt.
Was ist passiert? War es Vergewaltigung? Ein Überfall mit Raum und Diebstahl?
Nein, nein, etwas ganz anderes – es war ein Heiratsantrag der Dame. Wir haben dann kurze Zeit später tatsächlich auch geheiratet.
(es folgt hier eigentlich eine Beschreibung der Hochzeitsfeier, die wir aber überspringen)
Frage: Ist Ihre Arbeit gefährlich, Herr Müller – El Yollem?
Nein, im Fernsehen sieht es immer so gefährlich aus. Da springen beispielsweise lebende Tierkörper aus den Wänden und bedrohen die Forscher. Das ist bei uns nicht so.
Bei uns ist es anders. Wir arbeiten viel in Felshöhlen und in Stollen unter der Erde; da müssen wir eher auf unsere Füße aufpassen und zusehen, daß wir nicht stolpern und hinfallen. Auf uns liegt kein Fluch.
Was meinen Sie – was ist Ihr größter wissenschaftlicher Erfolg?
Der Fund einer Krokodilsmaske in Kaizeh. Diese Maske ist hervorragend erhalten
So wie diejenige, die plötzlich hinter Ihnen aufgetaucht ist … aber … aber .. die bewegt sich ja!
Ach, das ist nur eine Spielerei meiner Ehefrau. Sie ist wieder mal der Meinung, daß ich zu viel quatsche und das Gespräch beenden soll…
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