Archaismus

Von Andreas Rüdig

Ein Archaismus ist ein altes Wort, das heute nicht mehr gebräuchlich ist. Oheim = Onkel, Karzer = Arrestzelle an Universitäten, Kegel = uneheliches Kind, Muselmane = Mosel sowie Mumpitz = Schreckgestalt / Vogelscheuchte sind Beispiele dafür.
 
Der Verein für ausgestorbene Begriffe ist im niederrheinischen Moers ansässig. Anlässlich der Einweihung der Räumlichkeiten lud er zu einem kleinen Umtrunk (incl. Imbiss) ein.
 
„Für einen Verein wie uns ist es sehr, sehr peinlich, Räumlichkeiten zu suchen,“ berichtet Dagobert, der Vereinsvorsitzende. „Obzwar wir ein sprachpflegender Verein sind, gelten wir als komische Käuze. Wer weiß denn noch, dass das Wort Pein´ auf heutigem Deutsch so viel wie Schmerz´ und peinlich´ so viel wie schmerzhaft´ – und nicht etwa unangenehm, wie heute gebräuchlich – bedeutet.“
 
Erste Tätigkeit der Sprachzipfelmützen: Ein Brief an den nordrhein-westfälischen Schulminister.
 
„Sehr geehrter Herr Landesschulminister,
 
untertänigst bitten wir darum, sich im schulischen Unterricht wieder verstärkt der deutschen Sprache zu befleißigen. Bitte sorgen Sie gefälligst für eine Erlass, der den Gebrauch der deutschen Sprache in deutlich größerem Umfang als bisher Regel. In Fächern wie Deutsch oder Geschichte sollte es möglich werden, erbaulichere Unterweisung zu aussterbenden / ausgestorbenen Wörtern einzuführen. Mit ergebenstem Dank erwarten wir Ihre Replik.
 
Mit vorzüglichster Hochachtung“
 
Offensichtlich verstand das Schulministerium den Begriff „gefälligst“ nicht so, wie er ursprünglich gemeint war (nämlich als Bitte um einen Gefallen), sondern als unhöfliche Drängelei und beschied den Verein abschlägig.
 
„Unsere Hosentaschenfernsprechgeräte, Fernkopierer und E-Briefe stehen seitdem nicht mehr still,“ berichtet Viktor der Forschungsleiter. „Gegen großzügige Unterstützung für seine städtische Einrichtung sowie die Stadtbücherei, zumeist in Naturalien, beschafft uns der wohl- und gottgefällige Mann immer wieder Rechtschreibe-Duden, Fremdwort-Brockhäuser und vergleichbare germanistische Fachliteratur. So können wir der deutschen Sprache forschend auf den Grund gehen und unsere Forschungsergebnisse schriftlich veröffentlichen. Wir sind bei der hiesigen Druckerei gern gesehene Gäste.

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