Von Felicia Rüdig
Die Arithmomanie ist eine Zwangsstörung, bei der unaufhörlich Rechen- und Zählaufgaben gelöst werden. Die Aufgaben müssen nicht alle relevant sein.
Graf Zahl heißt eine Figur in der Sesamstraße. Sie soll Kindern Freude an Zahlen und am Rechnen vermitteln. „Ich habe die Sesamstraße nie gesehen; von daher kenne ich Graf Zahl nicht,“ berichtet Luitpold.
Er selbst sei dem Zwang zum Rechnen und Zählen in der Primarstufe begegnet, also der Grundschule. Dort hatte er Sachkunde-Unterricht und sollten Zählen und Rechnen kennenlernen. „Unser Lehrer hieß Herr Dr. Müller,“ erinnert sich Luitpold. Von Dr. Müller seien immer Sprüche gekommen, die die Kinder als komisch empfanden. „Dein Oberhemd hat 10 Knöpfe; oben steht eines über,“ etwa, oder: „Du hast 10 Fingernägel und 8 davon sind dreckig.“
Bis Tobias dann der Kragen platzte und er sagte: „Sie, Herr Dr. Müller, haben zwar nur 1 Mund. Der ist aber frech.“ Für einen Augenblick war Herr Dr. Müller verdutzt ob der Widerrede. Dann sei er urplötzlich in Tränen ausgebrochen. „Er stammelte unverständliches Zeug von Zwängen und Nichtaufhörenkönnen. Er tat uns am Ende nur noch Leid. Die 2 oder 3 Stunden, die wir noch bei ihm hatten, bevor er in die Klapsmühle kam, haben wir ihn zählen lassen. Wie viele Füller haben wir in unseren Federmappen? Wie viele Brillenträger sind unter uns? Als wir fragten `Wie viele Haare haben wir auf dem Kopf?´, war er schon dem Wahnsinn nahe. Herr Dr. Müller ist am nächsten Tag nicht mehr in die Schule gekommen.“
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© 2023 Felicia Rüdig
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