falternacht

Von Franz Niemand

o falternacht der verwunschenen poeten
an wodkaüberschwemmten gestaden bleich
delirieren sie ihre minnegesänge
an die holden kellnerinnen
und als du sternübersäte
hinter der theke hervortratst
und dein leidgespurtes antlitz
den schatten den verkrüppelten
den ausgespieenen zuwandtest
und das silbrige licht deiner aura
die eiterwunden ihrer herzen
und hirne milderte
da erwärmten sich sogar die
klapprigen lenden der alten poeten
die in die himmel deiner augen abstürzten
sich in seligen gebeten der liebe verirrten
während zur selben stunde ihre
nie zufriedenzustellenden frauen
zu hause sich wälzten mit feisten satyrn

o falternacht der verwunschenen poeten
ein kuss kam geflogen von einem südwind her
blütenlippen in persischrosa
von einem inneren licht durchschienen
besuchend die ausgetrockneten lippen
eines kettenrauchenden namenlosen
löschend das poetische gekrächze
vom letzten und vom leeren
jenes geröll aus todesrauschen und
schattenstöhnen
löschend in einer das gebrabbel der trinker
übertönenden stille
in der die qualen am wirklichen erstarben

doch kehrten die uralten winter wieder
mit ihren heiseren hiobsbotschaften
der mond schlug mit den hufen
über den biertischen aus
und die sterne begannen wieder
sich hustend und spuckend zu drehen

*

© 2023 Franz Niemand
Alle Rechte vorbehalten