Von Felicia Rüdig
St. Cyriacus ist ein Helfer in der Todesstunde und bei teuflischen Anfechtungen.
Ich strebe nach dem Sterben
und entfleuche aus dem Leben
Doch wie mich entleiben? Verbrennen?
Schmerzen will ich nicht erkennen.
mich selbst erwürgen?
dafür brauch´ ich einen Bürgen,
der den letzten Rest erledigt.
mein Name ist dann nicht verewigt.
mich erschießen?
das würd´ mich nur verdrießen
ertränken, stürzen, hängen?
dann bin ich frei von Zwängen
und verbluten
will ich mir nicht zumuten.
Welche Gedanken hat Walburga da? Sie möchte in die Hölle statt ins Paradies kommen, nur weil sie freiwillig aus dem Leben verschieden ist? Ich, Cyriacus, als ihr Nothelfer, muß ihr unbedingt beistehen.
(Telefonat) (Ring ring)
Walburga hier. Wer stört?
Niemand. Ich bin`s nur, Cyriakus. Was geht ab?
Nix. Ich bereite nur gerade mein Ableben vor.
Aber wieso denn?
Aus Liebeskummer. Kaspar hat mich verlassen und sein Kind zurückgelassen.
Ja, und? Er ist doch der Sünder. Er muß sich doch um seine Frau und die Frucht seiner Lenden kümmern.
Tut er aber nicht.
Hast du schon mit Eustachius geredet. Unter uns Nothelfern kümmert er sich um die Leute in schwierigen Lebenslagen und möchte Trauerfälle verhindern.
Und der kann helfen?
Ja, meistens. Gib ihm eine Chance. Bitte.
(Kaspar)
Hmmm – es ist schon komisch: Seit ich Walburga verlassen habe, klappt`s mit keiner Frau mehr. Wenn wir Sex haben, krieg´ ich keinen steifen Ständer mehr. Ich habe mich mal mit Erasmus unterhalten. Er ist mein Schutzheiliger gegen Unterleibsbeschwerden. Wenn ich zu Walburga zurückkehre, wird mein Geschlechtsverkehr wieder göttlich sein.
(kurze Zeit später)
Oh Erasmus, du Schlingel. Es stimmt doch gar nicht, was du gesagt hast Kaum schaue ich Walburga auch nur verliebt an, stellt sich unser Zwerg zwischen uns und schaut ganz böse. Dann vergeht mir prompt die Lust. Aber bitte – noch so ein Gespräch wie mit Eustachius möchte ich nicht noch einmal führen. Da beiße ich lieber in den sauren Apfel und bliebe bei Walburga.
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