Der Frühling ist da – Ein Dialog, als Sprichwortgeschichte*

Von Hans Peter Flückiger

$: Der Frühling ist da.
£: Endlich, bin ich geneigt zu sagen.
$: Halt ein, was lange währt wird endlich gut.
£: Du kannst gut reden. Wenn ich an meine Frühlingsgefühle denke.
$: In deinem Alter!
£: Du weisst doch, alte Liebe rostet nicht …
$: … macht aber blind.
£: Aber geht durch den Magen, und das Auge isst auch mit
$: Ich hab’s gewusst: Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.
£: Klar, gleich und gleich gesellt sich gern.

*

* Zu den Sprichworten: Diese bilden den roten Faden des Gesprächs

© 2023 Hans Peter Flückiger (Text & Bild)
Alle Rechte vorbehalten

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freejazz im frack – 14 Aphorismen IV

Von Gerald Marten

 
DES  GEMÜTES  FÜLLE
IST  EIN  SALAT  VON
STURM  UND  STILLE
+
FINDET  ENDLICH  EURE  NADEL!
SCHIMPFT  DER
ZERSTOCHENE  HEUHAUFEN
+
DER  HELD  IST  MEIST  EIN  TOTER.
WO  WARST  DU, HELD,
ALS  DAS  LEBEN  DICH  BRAUCHTE?
+
EINE  MAUS  IST  SO  GROSS
WIE  IHR  JÄGER  ES  ZULÄSST
+
DAS  TAGEBUCH  SPRICHT  GERN VON
PEIN
DOCH  SELTENER  VON
PEINLICHKEITEN
+
DU  KOMMST  AUS  DEM  NICHTS
UND  GLAUBST
IN  EINEM  ALLES  AUFZUGEHEN.
GLAUBEN  KANN  MAN  ALLES
+
DEN  LEBENDEN  SAGT  MAN  GERN
SCHLECHTES  NACH.
DOCH  MIT  IHREM  TOD
WAREN  SIE  IMMER  DIE  BESTEN
+
EIN  DEUTSCHES  PROBLEM
IST  DER  HANG  ZUM  EXTREM
+
ES  IRRT  UND  WIRRT
DER  MENSCH  SICH  KLUG.
WAS?!
+
WIE  TOLERANT  IST  DAS  TOLERIERTE?
+
DIE  ÜBERWINDUNG  DER  STUFE  VOM
EINZELLER  ZUM  MEHRZELLER
LÄSST  SO  MANCHEN
ZUM  BERGSTEIGER  WERDEN
+
ALLES  UND  NOCH  MEHR  ALLES
GENÜGT  DEN  TRÄUMEN  NICHT.
SIE  WOLLEN  AUCH  NOCH
ERFÜLLT  WERDEN
+
MAN  IST  NICHT  SO  JUNG
WIE  MAN  SICH  FÜHLT.
MAN  IST  SO ALT
WIE  MAN  AUSSIEHT
+
DIE  SOGENANNTE  KLASSISCHE  MUSIK
IST  AUCH  NUR  FREEJAZZ  IM  FRACK

*
© 2023 Gerald Marten
Alle Rechte vorbehalten

kritik ist leicht wie eine feder Aphorismen III

Von Gerald Marten

TÜREN  FÜHREN  EIN  UND  AUS
DAS  LEBEN  IST  EIN  TREPPENHAUS*
WICHTIG  TUT  SICH
BELANGLOSES GERN  LÄRMEND
*
DEM  BÖSEN  EIN  GUTES
HOCH  ANGERECHNET
DEM  GUTEN  EIN  BÖSES
NIEMALS  VERZIEHEN
*
FREIHEIT  DEFINIERT  SICH  AUSSCHLIESSLICH
ALS  FREIHEIT  DES  INDIVIDUUMS
*
DIE  AN  EIN  LEBEN  NACH  DEM  TODE  GLAUBEN
FÜRCHTEN  DEN  TOD  AM  MEISTEN
*
WASSER  WÄSCHT  DICH
WASSER  NÄHRT  DICH
WASSER  ERTRÄNKT  DICH
WASSER  IST  H2O
*
JEDE  DAUER
PRALLT  IRGENDWANN
GEGEN  DIE  EIGENE  MAUER
*
DENKMÄLER  SIND  WACKELPUDDING
DENN  MAN  KANN  SIE  EBENSO  STÜRZEN
*
PRÜGELN  SICH  ZWEI
IST  NICHT  ZWINGEND
EIN  GUTER  DABEI
*
TRADITION  IST  EIN  WIEDERKÄUER
AUF  DER  WEIDE  DER  GEGENWARTSLOSEN
*
HEIMAT  IST
NOCH  LANGE  KEIN  ZUHAUSE
*
GROSSE  TRÄUME  SIND  SCHWACHE  TRÄUME
SCHWACHE  TRÄUME  NENNT  MAN  REALITÄT
*
OMLETT  IST  AUCH  NUR  RÜHREI
ALLERDINGS  MIT  BÜGELFALTE
*
KRITIK  IST  LEICHT  WIE  EINE  FEDER
DAS  BESSERMACHEN  ZÄH  WIE  LEDER

*

© 2023 Gerald Marten
Alle Rechte vorbehalten

überall liegen die scherben herum -Aphorismen II

Von Gerald Marten

 DAS  UNIVERSUM  IST  DER  GELUNGENE  VERSUCH
EINES  IRRTUMS
 
EIN  HAUFEN  SEKUNDEN  MACHEN  EINE  MINUTE
EIN  HAUFEN  MINUTEN  MACHEN  EINE  STUNDE
EIN  HAUFEN ZEIT  MACHT  EIN  LEBEN
EIN  HAUFEN  LEBEN  MACHT  EINE  SEKUNDE
 
DIE  GIRAFFE  IST  EIN  SAURIER  IM  SCHAFSPELZ
DER  MENSCH  IST  EIN  AFFE  MIT  NOBELPREIS
 
IHR  SEHT, WAS  IHR  GLAUBT
ABER  GLAUBT  NICHT, WAS  IHR  SEHT
 
PFLICHT  IST  DIE  FLUCHT
VOR  DER  EIGENVERANTWORTUNG
 
KRIEG  IST  GEWOLLT
FRIEDEN  NUR  GEWÜNSCHT
 
VÖLKER  HAFTEN  FÜR  IHRE  REGIERUNG
 
GLÜCK  IST  KEIN  PECH  ZU  HABEN
 
SOMMERREGEN  FÄLLT
AUF  FRISCH  GEMÄHTEN  RASEN
SO  MÖGE  DEIN  LEBEN  DUFTEN
 
LIEBE  IST  EIN  EITLES  WORT
WILL  BEDICHTUNG  IMMERFORT
 
WENN  DEIN  HERZ
RASEND  VOR  VERLIEBTHEIT  KLOPFT
ZERHÄMMERT  ES  GRAD  DEINEN  VERSTAND
UND  DAS  LIEBST  DU  FÜRCHTERLICH
 
AUGEN  SEHEN  MEHR
ALS  BEINE  LAUFEN  KÖNNEN
 
IM  ALTER  WIRD  MAN  NUR  NOCH  ÄLTER
DRUM  SEI  WEISE  IN  DER  JUGEND
 
DER  „ALLMÄCHTIGE  SCHÖPFER“
IST  NUR  EIN  DILETTANTISCHER  TÖPFER
ÜBERALL  LIEGEN  DIE  SCHERBEN  HERUM

*

© 2023  Gerald Marten
Alle Rechte vorbehalten
 

Drei Limericke

Von Pawel Markiewicz

Wegen einer Betörung durch den Apfelzauber schrieben: die Oma (alte Pachamama) einen Limerick über die Philosophie, die Mutter (junge Pachamama) einen Limerick von der Dichtung sowie eine Made, der Spiegel von Pachamamas, einen Limerick über den Nationalismus in dem Apfel nieder.

1. Der Limerick über die Philosophie

Die Ontologie tanzt mit Geistern.
Mit Philosophie kannst du fliegen.
Harre auf die Götter!
Sie träumen stets weiter.
Es ist holdselig, so zu schwelgen.

2. Der Limerick über die Dichtung

Das Gedicht verzaubert echt jeden.
Der Geist scheint heute zu erfüllen.
Die Phantasie heg Kraft!
Worte anbetend Zeit.
Die Dichtkunst eben zum Triumphieren.

3. Der Limerick über den Nationalismus

Nationalismus herrscht in Äpfeln.
Zum Fraß bereit bloß eine Made.
Essverbot für den Kerf.
Nationalismus weg!
Der Geist bricht Fittiche mancher Feen.

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© 2023 Pawel Markiewicz
Alle Rechte vorbehalten

Aphorismen

Von Gerald Marten

ZU DEINER GEBURT SCHENKT MAN DIR
EINE HEUGABEL
DAMIT DIE SUPPE DEINES LEBENS
AUSZULÖFFELN

WEIN  IST  NUR  DAS  POETISCHE  WORT
FÜR  SCHNAPS. UND SCHNAPS IST DER  KLAPS
AUF  DEN  ARSCH  DES  LEBENS

AUCH  DAS  WORT  IST  EINE  TAT
ES  TUT  SICH  ÄUSSERN

DIE  UNERTRÄGLICHEN  HABEN
DREI  MÜNDER. SIE REDEN  NOCH
ZU  DEN  OHREN  RAUS

ES  IST  DAS  SCHLIMMSTE  SCHLIMME
DES  MENSCHEN  LAUTE  STIMME

MAN  SAGT:  WER  SCHREIT, HAT  UNRECHT
DOCH  KANN  MAN  EINEM  FLÜSTERER  TRAUEN?

WER  ODER  WAS  UNSERE  WELT  KOMPONIERTE
MUSS  MUSIK  HASSEN

AUCH  DER  ZUFALL  KANN  DICH
ANS  ZIEL  BRINGEN
SICHER  ABER  IST  DAS  NICHT

VERSPÜRST  DU EIN  BAUCHGEFÜHL,
WELCHES  AUCH  NOCH  ZU  DIR  SPRICHT?
DANN  FOLGE  DIESEM  GEFÜHL
ZUM  PSYCHIATER

KONSERVATIV  IST,
WENN  SICH  DIE  GEGENWART
MIT  DEM  KÖDER  VERGANGENHEIT
DIE  ZUKUNFT  ANGELN  WILL

PLASTIK.  DIE  HEUTIGEN  MÜLLHALDEN
SIND  DIE  ÖLFELDER  VON  MORGEN

ES  GIBT  NICHTS  BESTES
AUSSER  MAN  LÄSST  ES

DIE  LÖSUNG  HABEN  WIR
GESUCHT  WIRD  DAS  PROBLEM  DAZU

FREIHEIT  IST  EIN  HURENWORT
IM  RHETORIKPUFF  DER  POLITIK

*

© 2023 Gerald Marten
Alle Rechte vorbehalten