Es grünt

Von Irena Habalik

Es grünt
auf den Lippen Zungen Balken
auf den grauen Decken

Grün ist
Geduld Verwunderung
eine aus dem Schacht fliegende Metapher

Im Grünen
führen Libellen ihre Vorführungstänze
flattern
Blaustaub Violett Rosablätter

Im Grünen sein
im Stillen
Verborgenen

Ins Grüne fallen ohne Worte Kleider
fallen aus allen Wolken

*

© 2023 Irena Habalik
Alle Rechte vorbehalten

Von allen Seiten

Von Irena Habalik

das Gelb das über
die Kanten und Ecken
schwebt
die müden Flächen
schleift
schwungvoll
die Rundungen
überholend
in den Herbst lenkt
gelb geduldig
das nicht vor der Kälte
zurückweicht
das glänzt
auf allen Seiten
lichtvernetztes Gelb

*

© 2023 Irena Habalik
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Ich male dir

Von Irena Habalik

Ich male dir Bienen Libellen Käfer
hörst du wie sie summen brummen
Halme Stängel male ich, hörst du wie sie zittern
von den Erdstrahlen leicht getroffen
Das Feld male ich in Altgelb. Der Sommer trägt es
schwer am Rücken, lädt es aus vor deinen Füßen
dick trage ich die Farben auf
sie dringen zu den Wurzeln, vermischen sich, verwurzeln
und die Farben wechseln die Farben, wachsen
sprießen zum Leben,
das Leben ist Farben atmen, fühlen
Kein Messer kann sie wegkratzen
Wenn einmal ein Gerüst da –
Das Bild wird dir summen, rauschen
Hörst du es schon?
Das Bild, das Feld so nahe an dir, so tief mit dir
verwachsen und du noch immer klein
mit den nackten Füßen im rötlich warmen Staub

*

© 2023 Irena Habalik
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Nachtklänge

Von Philip Bartetzko

Das nächtliche Himmelsspiel:
Leuchtend, funkelnd
Wirkt weit in allen Farben.

Sterne
Sternschnuppen
Die durch den Kosmos jagen
Die ohne nachzufragen
In unbekannte Ferne reisen –
Welches Treiben erwartet sie?

Nachtklänge, die sanften, leisen
Verstärken die Sehnsucht –
Nach einem warmen, hellen Tag.

*

© 2023 Philip Bartetzko
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Trümmer

Von Markus Katzenmeier

Traurige Trennungstränen
bezeugten das Fundament
Hab nichts darauf gebaut,
es nur zertrümmert

Nun liegen schon viele Jahre
die Steine zentnerschwer auf meinem Gemüt,
während mein Blick
ins Nirgendwo geht

*

© 2023 Markus Katzenmeier
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Narrenverve

Von Marcus Nickel

Was mach ich heut‘ zur Freud‘,
ich dichte mal drauf los
und das völlig sinnbefreit.

Ich mach aus Reimen Blödelei,
wortspiele mit den Zielen
und grins mir was dabei.

Aus Wegen mach ich Stufen,
um zur Sonne aufzusteigen
und flammend „Au!“ zu rufen.

Und wozu, beim Teutates,
mach ich das alles
derart?

Tja!

Ich bin ein Narr aus Lust,
schmied‘ Verse mit Verve
und verhaue so den Frust.

*

© 2023 Marcus Nickel
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schwermützigkeit

Von Franz Niemand

die heparöse schwermützigkeit
das verballerte leben
is äh olles wurscht
nur da durscht nur da durscht

versandelt durchwandelt
das äon der katastrophen

ein pfeifenstiel ragt noch
kühn aus einem auge

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© 2023 Franz Niemand
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S c h w i m m e n d e S o r g e n

Von Werner Siepler

So mancher trinkt viel Alkohol,
weil sich die Sorgen häufen
und will sie aufs Geratewohl
mit aller Macht ersäufen.

Doch selbst der tiefste Blick ins Glas
wird auch nicht froher stimmen
und er bereitet keinen Spaß,
denn Sorgen können schwimmen.

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© 2023 Werner Siepler
Alle Rechte vorbehalten

Misslungener Versuch

Von Werner Siepler

Bereits schon nach nur wenigen Wochen,
kam er reumütig zu ihr gekrochen,
wollte um Verzeihung bitten,
die Verlobung wieder kitten,
hatte ihr nämlich das Herz gebrochen.

Liebevolle Worte der Schuft sagte,
auch nach einem neuen Anfang fragte.
Obwohl er äußerst charmant bat,
sie ihn nur in den Hintern trat
und dann endgültig zum Teufel jagte.

*

© 2023 Werner Siepler
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