Drohend

Von Jens Kotowski

Es dräut der Regen,
Flutengleich Wald und Wiesen zu speisen
Es dräut der Sturm,
Kraftvoll und laut über Land zu reisen
Es dräut die Kälte,
Grausig und leis die Welt zu vereisen
Dem Dräuen folgen Taten, so geht es zu Ende
Und am Ende kommt Jahreswende
Neuanfang
Und Licht und Sonne knüpfen zarte Bande

*

© 2022 Jens Kotowski
Alle Rechte vorbehalten

Einfallslos

Von Jens Kotowski

   Das Blatt bleibt weiß
Es fällt dir nichts ein
Was könnt‘ ein neues Thema sein?
   Der Stift sonst mit viel Fleiß
Liegt nur ruhig in der Hand
Schreibgetriebe voller Sand?
   Du redest zu dir so ganz leis‘
Und wenn ein Einfall heute nicht naht?
Ach, auch morgen ist es nicht zu spät

*

© 2022 Jens Kotowski
Alle Rechte vorbehalten

Verschlossen

Von Niklas Götz

Ich begrüße sie
Ohne in ihre Augen zu sehen
Ich rieche ihren Duft
Ohne ihr nahe zu sein
Ich höre ihre Stimme
Ohne mit ihr zu sprechen
Ich fühle ihre Haut
Ohne sie zu berühren
Ich nenne ihren Namen
Ohne sie zu kennen
Ich spüre ihre Lippen
Ohne sie zu küssen
Ich begegne ihr
Doch sie nicht mir

*

© 2022, Niklas Götz
Alle Rechte vorbehalten

Für immer verloren

Von Markus Katzenmeier

Wenige Kreuzungen entschieden
Immer sicher abgebogen
Immer falsch

Längst führt kein Weg zurück
Aber die Gedanken des Entsetzens

Immer öfter tränenverhangen die Augen
Kein Mensch mehr von Bedeutung

Außer die, die verloren gingen
Für immer

*

© 2022 Markus Katzenmeier
Alle Rechte vorbehalten

der träumer

Von Franz Niemand

grüner mond über schwarzen gassen
die meerfrau hat den träumer verlassen
sein trauriges herz ist im schnaps ertrunken
in kalten schmutzigen spelunken

sein leben hat jeden sinn verloren
die rollenden augen im wahn erfroren
leidet er qualen schwer wie säcke voll steine
ein räudiger köter pisst an seine beine

*

© 2022 Franz Niemand
Alle Rechte vorbehalten

abendstimmung

Von Franz Niemand

am winterabend blutet stille
aus der kastanie kahlem geäst
und in der dämmerung hülle
eine namenlose trauer west

fremd funkeln die so fernen sterne
über der erinnerung wirrem feld
und leis noch tönend aus der ferne
ein letzter gesang von jugend zerfällt

es sinkt der schwarze schleier der nacht
über langsam erlöschendes leben
oben ein wüster mond der lacht
triebhaft wird neues sich erheben

*

© 2022 Franz Niemand
Alle Rechte vorbehalten

Omelette. Kaffee. Acht.

Von Walther Stonet

Frühmorgens wartet schon die Tasse.
Die Nase sucht den Duft des Tages.
Durch Flur und Küche wabert Vages.
Bevor ich den Gedanken fasse,
Ist schon das Wasser in der Kanne,
Das Pulver wandert in den Brüher.
Es riecht nach Glück, fast so wie früher.
Heut gibt’s Omelette. Wo ist die Pfanne?

*

© 2022 Walther Stonet
Alle Rechte vorbehalten

Rüde. Hose. Kaffee. Acht.

Von Walther Stonet

Mein Smartphone weckt mich heute rüde.
Ich will nicht aufstehn. Ich bin müde.
Ich weiß, der Tag ist richtig wichtig,
Doch all mein Mut ist null und nichtig.
Geföhnt, gewaschen – jetzt die Hose.
Sie geht nicht zu. Hing sie nicht lose
Um Bauch und Bein? Wie kann das sein?
Ich gieß mir einen Kaffee ein…

*

© 2022 Walther Stonet
Alle Rechte vorbehalten

Acht. Auf. Liebe

Von Walther Stonet

Erblickt das Auge diese Sonne,
Erinnert es die Sommerwonne.
Die Blume rührt an Herz und Seele,
Die frau/man jenem anbefehle,
Der den Beweis dem Liebsten schenkte
Und so den Sinn aufs Schöne lenkte.
Sag’s nicht mit Worten, nein, mit Taten,
Sei in der Liebe angeraten.

*

© 2022 Walther Stonet
Alle Rechte vorbehalten