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Schnürl

Von Johannes Morschl Unbefugte waren in den Wald seiner Gedanken und Gefühle eingedrungen, vermutlich irgendwelche neidischen kleinen Lichter, die sich zu kurz gekommen fühlten, oder waren es irgendwelche von einer anonymen Macht beauftragten Störenfriede? Zuerst hatte er gar nicht verstanden, was und warum da lief. Zuerst dachte er, es handelte sich bloß um eine vorübergehende…

Eine unmögliche Liebe

Von Johannes Morschl Glaube, mich in Ingeborg Bachmann verirrt zu haben, – Quatsch -, eigentlich muss ich mir eingestehen, mich in Ingeborg Bachmann verliebt zu haben. Nun gut, dies könnte man auch als Verirrung ansehen, als eine Art von Nekrophilie, sich in eine längst Verstorbene zu verlieben. Als sie 1973 in Rom starb, war ich…

ALTER

Von Anna B. Vor 40 Jahren haben wir geglaubt, über Alter und Krankheit würden wir uns nie unterhalten. Die Gespräche unserer alten Verwandten und deren Freundeskreis über Ärzte, diverse Untersuchungen, Erfolge und Misserfolge gingen uns auf die Nerven. Heute hat uns selbst das Alter eingeholt und wir führen öfters genau solche Gespräche. Unser Wissen über…

Dramaturgie des Aufschubs

Von Kristin Vardi Ich schaue aus dem Fenster. Fünfunddreißig Jahre. Fünfunddreißig Jahre schon. Streit ohne Worte. Diese Müdigkeit. Und keine Kraft mehr für Widerspruch. Er weiß alles. Und er weiß alles besser. Soll er denken, was er will, denke ich. Ich schaue konzentriert aus dem Fenster. Eigentlich ist er mir fremd. Ein Mitfünfziger mit einem…

Maria breit den Mantel aus

Von Hans Peter Flückiger Maria breit den Mantel ausMaria coat von Jelmoli, die perfekteaussenschicht, um sie in den kälteren monaten warm und kuschel-ig zu halten. gefertigtaus pflegeleichtem kunstpelz aus polyester bequemer und schöner look. eine gute wahl für alle f-rauen, die sich chic kleiden wollen.erhältlich nur nochin taupe und grösse achtunddreissig. wird kos-tenlose geliefert darf…

Alles Füsse oder was – Ein Dialog

Von Hans Peter Flückiger Sie leben aber auf grossem Fuss. Das macht es mir einfach, auf eigenen Füssen zu stehen. Mit Verlaub, ich stehe mit beiden Füssen im Leben. Von Kopf bis Fuss eine respektable Erscheinung. Kriegen sie kalte Füsse? Nein! Schwierig wird es aber wohl sein, den Fuss in die Türe zu bekommen, oder…

Lichter

Von Hans Peter Flückiger lichter leuchtenirrlichter auchchaos überallheulen und zähneklapperntäuschung, trug –ein trauerspielruhe vor dem sturm * © 2023 Hans Peter FlückigerAlle Rechte vorbehalten Zu Werk Zinaro, 2022, von Laura Mietrup (*1987),MDF, Massivholz, Gips, Styropor, Acryl, Metall, 210 x 75 x 87 cm)Kunstmuseum Solothurn, Jahresausstellung 2022, 20.11.-31.12.2022, Kunstverein Solothurngeschichten-gegen-langeweile.com

Und dann ist da noch ein Plüschtier

Von Monika Jarju Eine Woche lang lungere ich auf der Straße herum und lauere dem DHL-Lieferfahrzeug auf. Erbost verlange ich die Herausgabe meines Paketes, das der Fahrer die ganze Zeit durch die Stadt spazieren fährt. Mit dem Paket unterm Arm gehe ich schnurstracks zu meinem Freund und rufe: „Überraschung!“ Mit sicherer Geste öffnet er das…

Quietschfidel statt mausetot

Von Monika Jarju In einer Ecke des Zugabteils drängen sich vier junge weiße Katzen aneinander. Neugierig beuge ich mich zu ihnen hinunter. Als ich dem Katzenknäuel das Fell kraule, höre ich Maunzen – und dann Fiepen. Blitzschnell flitzt eine Maus zwischen den Katzen hervor zur Haltestange. Die Maus geht auf die Hinterbeine, ihre rosa Ohren…

Störbild

Von Hannah Boxleitner Bläulich flackern nochWinterbilder vorm Fensterund ErinnerungsflimmernZeit verstreicht, entgleistscheint wie einenicht enden wollendeAbfolgetechnischer StörungenBild rutscht in BildGlitch in glitchPixeln rieselnan meinen müden Augen vorbeiStörungsrauschenschwillt in meinen OhrenIrgendwoIn hohen HallenStapeln sich vergangene IchsUnd irgendwo dahintersingt die Stille * © 2023 Hanna BoxleitnerAlle Rechte vorbehalten

Vier-Takt-Rhythmus

Von Eva Joan du … den Stift in der Handeine Zigarette zwischen den Lippenversunken in Gedankenim Vier-Takt-Rhythmus der Nacht Dunkelheit zerreibt Stundenlässt Gefühle- aus deiner Brust gerissen -fließen auf ein Blatt Papierob bleischwervoll Hoffnunguferlosdeine Sprache schlägt Funkenfindet ihren Weglässt mich immer öfterden Atem anhaltendann sehe ich dichhinter der Maske die du trägstdeine Worte … deren…

Der Tag ein Alptraum

Von Irena Habalik Der Tagein Alptraum einer Eintagsfliegedas Parkett einer Tänzerinein Säugetier am Oberkörper Tageder versunkenen Stühleder offenen Münder Tageverpachtet auf die Dauerwie die Stunden gezeichnet Stundender wiederkehrenden Strophender glücklichen Mücken Stundendie stumm in den Morgen münden Morgen ist ein Spiel mit Kinderaugeneine Landebahn für Atemzüge Dieser Morgen wirft mirRöte und Rute unter die Füßeer…

Die Zeit ist dürr

Von Irena Habalik Die Zeitist dürr fettleibig stachelbeerenrot und gierig bis auf die MundwinkelDie Zeit, Ebbe und Flut auf meiner Hautim Grundbuch ein Eintrag. Eine obdachlose Zeit Eine Schöne auf dem Cover mit halbgeöffnetem MundEine Alte mit Bart und FliegeMit ihr würde ich einen Walzer wagenWenn ich da ruhig sitze, spüre ich wie die Uhr…

Male dein Schweigen

Von Irena Habalik Male dein Schweigen, das mir an den Lippen lauschtdas unruhige Murmeln der Hochspannungsdrähtedas Obere das Untere die sich einander bekriegenund an den Sonntagen zum Klingen bringenMale einen Namen mit Gesicht und Gewichtkeinen farblosen Namen Wenn dir die Dunkelheit die Verfärbungenvor die Nase hält zeichne was aus der Tiefedes Vergessens sprangEs will Frage…

Meeres-Miniatur

Von Madame Pavot Der Druck zerrte den Moment in die Länge, meine Ohren waren taub, aber der Geist wach, ich, ein sprudelnder Punkt im Wasser, im Blau, im Moment, es zog mich nach unten, wehrlos, aber hungrig auf alles, was mich erwartete, alles, was in der kobaltblauen Welt lag, alles, was ich vielleicht war. Alles…

Glückssorten

Von Hannah Knaack-Völker Glück kann viele Formen annehmen. Manchmal ist es ein neues Gefühl, an das man sich erst gewöhnen muss. Es kann sich unvertraut oder falsch anfühlen. Manchmal ist es ein altes Gefühl, von dem man eventuell nicht zu hoffen wagte, es wieder anzutreffen und sich nun freut, dem alten Bekannten wieder zu begegnen.…

Monster

Von Hannah Knaack-Völker Ich schlafe in einem Zimmer, in dem mich die Moskitos zerstechen, und versuche mich unter der Bettdecke zu verstecken. Es summt um mein Ohr und manchmal, eher selten, schaffe ich es, eine der Mücken, wenn sie träge ist, weil sie bereits begonnen hat mein Blut zu saugen, zu erschlagen. Dabei schlage ich…

Gelobt sei der Herr!

Von Michael Wiedorn Meine Kindheitstage sind erfüllt von ratlosem Hinstarren in Zimmerecken und einsamen Spielen auf einem Bucharateppich. Dunkles, kräftiges Rot läuft aus den Fransen. Die Mongolen fielen in Turkistan ein. Die Tage laufen grau in grau ins Leere. Der graue Rosshaarteppichboden, dessen harte Haare ich grase.Der Wecker reißt mich aus einem Traum, in den…

Wir werden alle jung sein

Von Michael Wiedorn Wir wollen in dieser Stadt leben. Ja, wir wollen hier bleiben. Der Mietvertrag ist schon unterschrieben. Die Tinte ist noch feucht. Ja, hier bleiben wir. Wir sind alle da. Sitzen gemütlich im Grünen zwischen den Krokussen und küssen uns. Diese neue Stadt auferstanden aus Gewittern. Oh, wir Ärmsten! Die Mutter spürt uns…

Kinder kommen in den Bauch (1)

Von Michael Wiedorn Die weiß-blaue Straßenbahn fährt unter einem grauen Winterhimmel die Schellingstraße nach Norden. Während meiner Münchenaufenthalte verbrachte ich den größten Teil des Tages im Schlafzimmer der Wohnung meiner Mutter und las und las und ließ mich in die Trägheit fallen. Ein kleines Kind lässt sich in die sanften Arme seiner Mutter fallen. In…

Kinder kommen in den Bauch (2)

Von Michael Wiedorn Die Stadt München lag vor mir. Für Ausstellungen war es zu spät. Ich konnte überall hingehen und nichts reizte mich. München versprach nichts, was mich reizen könnte. Wie oft lief ich durch Schwabing zwischen den immer gleichen Häusern – geleckt wie auf dem Reißbrett. Immer den gleichen Gang die Leopoldstraße hinunter. Immer…

Erdbeeren

Von Michael Wiedorn Heimlich versuchte ich einen Teller Erdbeeren aus dem Eisschrank zu holen. Meine Mutter sollte davon nichts wissen. Ich stellte einen Stuhl vor den Schrank, öffnete die Schranktüre, bestieg den Stuhl und nahm ganz vorsichtig – allzu zaghaft – den Teller in beide vor Unruhe leicht zitternden Hände. Etwas glitschte an meinen Händen…

Das Märchen vom Pinguin

Von Charlotte Zorell Als ich gestern spazieren ging, traf ich einen Pinguin. Ich war sehr erstaunt. Der Pinguin stand unter der Markise eines geschlossenen Kiosks, neben ihm auf dem von Kaugummiflecken übersäten Asphalt lag eine ölige Kartonbox und mehrere Plastikgabeln. Der Pinguin sah elend aus. Die weißen Stellen seines Fracks waren dreckverschmiert. Als ich näher…

Der verspätete Osterhase

Von Oliver Fahn Dass der Osterhase einige Tage nach Ostern ihre Bankfiliale aufsuchte, fanden die noch von den Feiertagen geräderten Mitarbeiter der Sparkasse amüsant. Die verkleidete Person, die bei der Schaltermitarbeiterin Iris in der Schlange stand, blickte durch den Mund des Kostüms. Einen Korb mit Schokolade, Marzipan und mitunter auch tatsächlich von Hühnern gelegten Eiern,…

„Gabriel“ x 5,5 – Georges Sandes Werk im Fahrstuhl des Grauens

Von Tabita Prochnau Berlin. Nieselriegen. Vier Grad. Und nein: damit ist nicht der Songbeginn der Band Laing gemeint. Sondern die betongraue Realität an einem Morgen im deutschen Hauptstadt-Dschungel. An einem SCHEISS Morgen, fügt Kurt Krömer in Gedanken hinzu. Da wird ja selbst die Zahnfee noch chronisch depressiv. Wütend stapft er in seinem maßgeschneiderten Herrenanzug von…

„Schöne Stille“

Von Michelle Pyritz Stille. 24 Stunden ein und dieselbe Wand. Angst. Und die ständige Sorge darum, was als nächstes passieren würde. Die Haut ist eingefallen. Die Gesichtsfarbe ähnelt einer Leiche. Jeder kämpft nur für sich. Aber ich habe den Kampf längst verloren. So fühlt sich aufgeben an. Du sitzt dort und hoffst und bangst, dass…

Das Sofa

Von Matthias Kümpel Er saß auf dem weißen Sofa im Wohnzimmer, nippte an seinem Whiskey und sah hinaus in den Garten. „Zweihundert Quadratmeter Familienglück“ hatte sein Vater auf der Kommunionfeier gesagt: eine Rutsche, eine Schaukel, ein Sandkasten, ein Fußballtor, ein paar Bälle. Gleich würden seine beiden Söhne nach Hause kommen und nach einem leisen „Hallo…

Echo

Von Matthias Kümpel Müde bin ich, geh zur Ruhschließe beide Äuglein zu.Vater lass die Augen Dein,über meinem Bette sein. EINSIch zuckte zusammen, spürte das Klopfen noch bevor ich es hörte. Mein ganzer Körper schien zu vibrieren. Ich öffnete die Augen: ich lag in meinem Bett. Das Klopfen wurde lauter mit jedem Mal, mit jedem Schlag,…

Guerilla Sale

Von Christian Knieps In einem Geschäft für Schlafzimmermöbel. An einem Schreibtisch sitzt ein gelangweilter Verkäufer und schlürft an seinem Kaffee. Beide Füße, an denen weiße Golfschuhe prangen, liegen auf dem Tisch. Es ist nichts los im Laden. Plötzlich ertönt die Eingangstüre, und ein potentieller Kunde kommt in den Laden. Dieser geht schnurstracks zu dem Verkäufer…

kritik ist leicht wie eine feder Aphorismen III

Von Gerald Marten TÜREN  FÜHREN  EIN  UND  AUSDAS  LEBEN  IST  EIN  TREPPENHAUS*WICHTIG  TUT  SICHBELANGLOSES GERN  LÄRMEND*DEM  BÖSEN  EIN  GUTESHOCH  ANGERECHNETDEM  GUTEN  EIN  BÖSESNIEMALS  VERZIEHEN*FREIHEIT  DEFINIERT  SICH  AUSSCHLIESSLICHALS  FREIHEIT  DES  INDIVIDUUMS*DIE  AN  EIN  LEBEN  NACH  DEM  TODE  GLAUBENFÜRCHTEN  DEN  TOD  AM  MEISTEN*WASSER  WÄSCHT  DICHWASSER  NÄHRT  DICHWASSER  ERTRÄNKT  DICHWASSER  IST  H2O*JEDE  DAUERPRALLT  IRGENDWANNGEGEN  DIE  EIGENE  MAUER*DENKMÄLER  SIND …

Mäuse im Aquarium

Von Max Schatz ich hatte einst auf einer Kommodeein Aquarium mit Fischen stehenseit geraumer Zeit steht nunauf derselben Kommodevon derselben Größeein Käfig mit Farbmäusennachts träume ich nochvon meinen verschiedenen Fischenund manchmalbesonders in schweren Tagenträume ich von Mäusen im Aquariumauf der Oberfläche paddelndenund perlentauchenden Mäuse mögen aber kein Wasserhaben lieber festen Boden unter den Füßchennutzen es…

Der Prolet macht Karriere

Von Lorenz Bode Freu dich – du gehörst nun zum Staatsapparat!Fein nobel geschmückt,Ist‘s eine dilettantische Art. Recht mit Recht zu bezwingen.Das ist, was alle wollen.Doch nur wenige gewinnen. Wenn du den Durst nach Gerechtigkeit stillst,Dann ist Schluss:Mit elitärem Filz. Jetzt gebührt dir die Ehre.Auf den Dörfern heißt es voll Stolz:Schau an, der Prolet macht Karriere!…

Ein Gefühl der Liebe

Von Markus Katzenmeier Sanftmütig und melancholisch deine Blicke,erhellen deines Wesens KernDein Lächeln, froh und unbedeckt,verleiht HoffnungGestärkt ist mein Gemüt,unermesslich hoch in bewegende Ruhe gehoben Wieder werden wir schenken und beschenkt Ganz wird man es nie begreifen * ©2023 Markus KatzenmeierAlle Rechte vorbehalten

Gegen

Von Marcus Nickel Ich bin gegen sehr viele Dinge,wogegen,versuch‘ ich wiederzugeben: Ich bin gegen extreme Radikale,gegen Populismus und Barbarei,gegen Gewalt gegenüber Schwächeren,gegen Narzissmus und Heuchelei,gegen Rechtwollenhaber und Hassliebhaber,gegen Möchtegern-Durchblicker,gegen Schokoladen- und Kunstverächter,gegen verstandlose Unverständnisse,gegen welke Zugeständnisse,gegen penetrante Nervensägen,gegen Schwall und Hagelfall,gegen zu frühes Ableben,gegen Alterswehwehchenund gegen alle, die gegen mich sind. Ich bin gegen sehr…

die stunde

Von Franz Niemand die stundebehämmert belämmertdas nimmerwo krächzterbärmlich aus einer ecke noch stottert sich unruhdurch die vergeigte nachtall der gestapelte wahndie kakophonie der erinnerungenall die verweigerungenvergilbt im hirn ist zeitsich seinem schattenzu stellen * © 2023 Franz NiemandAlle Rechte vorbehalten

noch spuren

Von Franz Niemand noch spuren von unsin internet-wüstennoch eingebrannte hirnrissein einsamen laufwerken ist niemand mehrder sich erinnern könnteist nur noch depressivesstotterndes surrenverwaister uralter rechner * © 2023 Franz NiemandAlle Rechte vorbehalten

wohin

Von Franz Niemand und sie lächelt und lächeltträne um tränedie brandung ihres haarsim absturztag wohin haben wir uns verwundetwohin hat es uns auseinander verweht * © 2023 Franz NiemandAlle Rechte vorbehalten

kopftropf

Von Franz Niemand gedankenflugsgerümpelbleigehustetim gebenetristenkopftropf ein letztes kokettes zähnefletschengegen den zeitwurmim nachtkropfholz * © 2023 Franz NiemandAlle Rechte vorbehalten

Locus terribilis

Von Walther Stonet Der Dichter liegt, noch schlafend, in den Kissen.Auf einmal treibt’s ihn, ziemlich out-of-focus,Durch dunkle Gänge tapsend auf den Lokus.Er hat sich fast die Zehen abgerissen Und fühlt sich beim Geschäft total beschissen.Das mit den Geistern ist bloß Hokuspokus,Sagt er sich und sieht doch den fahlen Krokus:Den hat der Vollmond wohl dahingeschmissen, Bemerkt…

Moloch – sonnet noir

Von Walther Stonet Kein Speichel netzt die trockne Lippe: BlutSchmeckt eine Zunge, die darüber gleitet.Es ist der Alptraum, der die Mähre reitet.In müden Augen glimmt nur Angst, nicht Mut. Da wohnen Schluchten, wo die Schwärze ruht,In denen sich die Illusion verbreitet,Dass doch ein guter Geist den Golem leitet,Der nach den Schätzen sucht, nach warmer Glut,…

Moloch II – „sonnet noir“

Von Walther Stonet Wer trocken Brot isst, muss nicht leiden, oder?Nein, muss er nicht. Er könnte ja auch hungernUnd in den Straßeneckenschatten lungern,Dort wo’s nach Pisse stinkt, nach Alt und Moder. Erzähl mir nicht, dir fehlte der Decoder.Du siehst, was ist. Es geht nicht weiter runter.Hier wird der schönste Traum auf Droge bunter,Und auf Entzug…

Friedhof. Nacht. Sonett. Grusel.

Von Walther Stonet Die Leiche, bleich, im Licht des fahlen Monds,Zerreißt ein scharfer Schattenwurf in Teile.Die Eule Federflug, sie ist in Eile,Weiß gut: Den schnellen Jäger, den belohnt’s! Die Leiche starrt mit breiter GrinsefratzeDem Schattenvogel nach. Es knistert, asselt:Sie hat sogar den eignen Tod vermasselt.Ein Nebeltroll kränzt eines Zombies Glatze, Der um die Eiche Moonwalk…

Alp. Traum. Barde.

Von Walther Stonet Das Grau trieft sich in seine arme Seele,Die sich um ihre eigne Achse windet.Sie ist es, die sich stets für weiß was schindet.Die blaue Flamme gleißt auf einer Stehle, Die sich an einem Trauerort befindet.Ein wüster Wind erteilt nasskalt Befehle.Er räuspert hohle Töne aus der KehleDes alten Turms, der in der Nacht…

die kaskaden-springer

Von Heinz Erich Hengel kaskaden und kastagnetten kaskadenspringer stürzen sich den wasserfall hinab die zeit wird knapp der blick zurück fällt in die tiefe tiefenpsychologen tauchen aus der tiefe auf verdrängungen & spannungen im erlebnislauf der springer handlung vielleicht fehlgeleitet fallen fallen fallen kaskadeure ihres amtes walten an der kaskaden rand verschwommene gestalten randgestalten gestaltungsränder…

Im Rausch der Musik lassen wir los

Von Philip Bartetzko Im Rausch der Musik lassen wir los.Uns von höheren Gefühlen leiten zu lassenDie von unsichtbarer Unendlichkeit geprägt sindVerwandelt jene Momente in reines Leben!Jetzt sind wir offen und frei für das Miteinander –Und mehr als das –Unsere Augen flehen sehnsuchtsvoll nach BerührungUnd leuchten bei Begegnung – natürlich.Wilde Tänze, mystische MelodienAus dem Inneren drängen…

Spiritelli

Von Karen Schröder Jetzt wandern die Schmerzen Nicht ich wandere mehr halte Indessen Ausschau nach Geflügelten Knaben mit Leier * © 2023 Karen SchröderAlle Rechte vorbehalten

Tagtraumerwachen

Von Andreas Köllner uferlosschien mir der Fluss als die Strömungmeine Blicke brachund die Sonne sich zitternd über das Wasserbeugte du siehst dasHimmelblau verschwommen nur dein Spiegelbildverzerrt vom Tag und weißt auf einmaler bildet zwar nicht ab doch er stelltdar * © 2023 Andreas KöllnerAlle Rechte vorbehalten

Zeitnahme

Von Andreas Köllner Greifein den Tag: zartadrigfließt die Zeitzurückzum Pulsschlag Nimmdie Zeigervom Zifferblattder UhrNimm dir die Zeit du brauchst sienicht länger Lassin die Zeitden Nachklangdes Stillstands * © 2023 Andreas KöllnerAlle Rechte vorbehalten

Lagerfeuer-Geständnisse

Von Beat Meyenhofer – [Leute, heute um 15 Uhr alle bei Tommy für unser erstes Camp in diesem Jahr!], schrieb Kerry seinen Freunden auf WhatsApp. Sie waren eine kleine Gruppe junger weisser Amerikaner, gut aussehend, alle blond bis auf einen, der typische Nachwuchs wohlhabender Familien aus dem Mittleren Westen. Einige von ihnen galten als ausgesprochene…

177 B5

Von Olaf Urban-Rühmeier Am Mittwoch begegnete Jan seinem Doppelgänger. Er hatte ihn lange nicht gesehen. Er war älter geworden, aber Jan erkannte ihn beim genauen Hinsehen. Es ging ihm nicht gut. Jan war an diesem Mittwoch 36 Jahre alt. Er wirkte auf seine Umgebung immer noch jugendlich. Er hörte oft, dass er auch leicht zehn…

Schwammschädel

Von Henning Brüns Die Mischpoke ist kein Warensortiment. Sagte schon? Ich komm‘ nicht drauf. Der Karl für den Fall, dass Friedrich mit einer Erkältung im Bett lag. Lang ist es her. Ihr Kapital ist auch nicht mehr. Es war einmal. Und darum geht es ja. In den heutigen Zeiten kann man nicht vorsichtig genug rechnen.…

Ein zart besaiteter Funke

Von Pawel Markiewicz Ich bin doch ein schwermutsvoll-grandioser Funkezart wie die elysischen EngelsfitticheFlimmer der über feinfühliger Heimat fliegtich Gefunkel komme vom linden Luthersternein Gestirn das so zauberisch-anheimelnd istParadies voller Geglitzer bleibt mir unfernes schweben die Lichter – ein urschönes Siegelich bin verliebt in den hehren Zauberspiegeldie fein besaitete Heimatgehüllt in meine Funkenglutich ergötze mich an…

Barfuß statt auf Kriegsfuß

Von Andreas Kraft aka El-o-quinte Neulich ist mir ein Flyer von einem Wanderzirkus zugeflogen. Ich war eine halbe Ewigkeit nicht mehr im Zirkus, vermutlich weil ich ständig einen Zirkus um mich herum habe. Lauter Clowns, die versuchen witzig zu sein. Ich hätte gern „Manege frei“, fühle mich jedoch oft wie ein Raubtier in Gefangenschaft, das…

Anmerkungen zum literarischen Schreiben

Von Johannes Morschl Hier geht es nicht um praktische Vorschläge zum literarischen Schreiben, das so wie jedes künstlerische Schaffen ein Akt der Selbstverwirklichung und Selbstbehauptung ist, sondern um einige Anmerkungen dazu und ein wenig Wissen darüber. So wie bei jeder selbstständigen künstlerischen Tätigkeit tritt man beim literarischen Schreiben mit sich selbst in Begegnung. Dazu braucht…

Die Vernissage

Von Johannes Morschl An einem Freitagabend im Februar 2002 stand der junge Wiener Dichter Franz Gerstl vor der Galerie Mai in Berlin-Mitte. (1) Er zitterte vor Erregung. Nach fast zwei Jahren würde er Anna wiedersehen. Sie wusste jedoch nichts von seinem Kommen, er war unangekündigt gekommen. In den fast zwei Jahren hatte er an kaum…

Ödipus

Von Johannes Morschl Der Name des Mannes, der hier seine Geschichte erzählt, könnte Ödipus sein, denn seine Geschichte ist jener von Ödipus, wie sie von Homer, Sophokles und anderen erzählt wurde, in gewisser Weise ähnlich, auch wenn es einige nicht unwesentliche Unterschiede gibt. Ich wurde im Jänner 1941 in Wien geboren. Österreich gehörte damals seit…

WARUM?

Von Anna B. Nach Ende des II. Weltkriegs zog die Familie von Susanne aufs Land in den Osten Österreichs. Das Mädchen war gerade neun Jahre alt geworden. Sie ist ungetauft, die Eltern Kommunisten. In der Stadt war das nicht so besonders ungewöhnlich gewesen, es wurde kaum darüber gesprochen; die Genossen gingen ein und aus, in…

Glühwürmchen

Von Ani Nersesyan -Schau mich an, verdammt! Mitten auf der Straße bleibe ich stehen, die Hände zu Fäusten geballt. Deine herannahenden schweren Schritte hallen laut auf dem Betonboden inmitten dieser Totenstille. -Schau mich an. Ich spüre deine Wärme auf meinem Rücken. Deine Hände ruhen schwer auf meinen Schultern und versuchen mich zu dir zu drehen.…

Try Me

Von Ani Nersesyan Neige deinen Kopf nach hinten und schau in den Himmel: Kleine Feuerzeuge, die über den Nachthimmel verstreut sind, erhellen die dunklen Straßen der Stadt. Schau dir diese kleinen hellen Laternen an, sie sind wie Streichhölzer, bereit, mitten am Himmel ein Feuer zu entfachen – zünde einfach mindestens eines an und du wirst…

Erlöst

Von Lena Kelm Während eines sonntäglichen Mittagessens bei Tante Lotte in Berlin erlebte ich eine Situation, die sich genauso in mein Gedächtnis einprägte wie die mit der Mettschrippe.Der Sonntag begann wunderbar, ohne Mettschrippe zum Frühstück. Ich hatte die Peinlichkeit der Situation noch nicht ganz überwunden.Die Julisonne sendete freundlich ihre Strahlen vom blauen Himmel in Tante…

Unbekanntes Berlin

Von Lena Kelm Bestimmt hat jeder Berliner im Laufe des Lebens irgendwann die Entdeckung gemacht: Berlin gibt es überall auf der Welt. Kleinere und größere Orte unter dem Namen. Die Namensvetter unserer Hauptstadt. In der heutigen Ära der medialen Informanten wie Google Wikipedia und Co kein Wunder.Mich hat auf die Idee, über Berlin zu schreiben,…

Langes dünnes Rot

Von Regine Wendt Langes dünnes RotKalte NachtGesprungener Eisfilm über der PfützeSchneeregen füllt Wasser aufLegt Schlamm frei, DreckMondlicht wassergespiegeltVogelschreiRuhe ohne SinnDu hattest rechtEs ist zu spät Langes dünnes RotWir hatten den Winter nicht so früh erwartetWir hatten die Richtung verlorenAußen und innen kaltEs fließt und wärmt nicht mehrDas BlutDu hattest recht es war zu spätFür dich…

Füße

Von Regine Wendt Meine Freundin Martina ist zu Besuch. Seitdem ich diesen Riesenfernseher habe, sehen wir uns gelegentlich zusammen einen Film an, machen es uns dabei gemütlich. Heute -Pulp Fiction- von Quentin Tarantino. Sie hat ihn ausgesucht wegen der Füße.Nach einigem Zögern erklärt sie mir warum. Ich beschäftige mich mit Füßen. Mit Schuhen und auch…

Zartgrau

Von Monika Jarju Neben mir geht ein großer zartgrauer Mensch wie eine lebendige Idee von einem Mann, nach dem es mich immerzu verlangt die Arme auszustrecken, ihn zu umfangen, das Graue an ihm einzufärben. Meine Arme werden halbschwer vom Innehalten. Mit jedem Wort sagt er etwas, noch mehr und etwas anderes, während wir Straßen, Areale…

gehdichte

Von Alexander Reisenbichler 1. mendels vererbungsgesetze von meinem grossonkel habe ich nur die faehigkeit nicht pfeifen zu koennen geerbt 2. entbilderung geben sie sich mit den vokalen zufrieden wenn dieses wort keine andere berufung fuer sie bereithaelt 3. was liegt pickt, hat er beim schnapsen gesagt entlaestige mich von diesen fliegen woertern die sich nicht…

Schwere Reiter – immer weiter westwärts!

Von Michael Wiedorn An diesem sonnigen Januarsonntag ist es schon frühlingshaft warm. Ich bin voller trügerischer Hoffnung und laufe vom Hohenzollernplatz aus immer in Richtung Westen – immer westwärts, bis ich in unendlicher Zeit – ich bin schon längst beim Marsch verstorben – an der Atlantikküste ankomme. Mein vergehendes Leben hat ein klares Ziel. Ich…

Der Kanalräumer

Von Michael Wiedorn Er ist unten. Die Herren haben ihn hinunter in die Rohre verbannt. In den Gestank, den nur noch Ratten bewohnen. Ein kräftiges Tier springt aus dem Schritt des Arbeiters und eilt weg von dessen Körper. Das dicke, feste Gummi einer Watthose umschließt den schwitzenden Mann. Der Erniedrigte wird nie das fröhliche Leuchten…

Der Auftrag der Vögel

Von Michael Wiedorn Vögel fliegen am Himmel. Niemand sieht sie.Arbeitend in geheimer Mission.Der Himmel verschließt sich. Wolken toben.Die Mauer wird schwarz. Alles stirbt.Gestern habe ich alles beobachtet. Gestern ging noch alles.Der Fluss ist jetzt aus Glas.Das Blut stockt in den Venen. Purpurrotes, kaltes Glas klirrt.Ich bin kein Tier mehr.Ich stehe und warte.Sieben Jahre wird es…

Wie die Toten leben

Von Michael Wiedorn Es ist ein verschneiter Sonntagnachmittag in einem Altenheim in Moosach. Ich steige mit meiner sechsundachtzigjährigen Mutter aus dem Fahrstuhl. Ich öffne die verglaste Flügeltüre und wir betreten einen großen Saal, vollgestellt mit Tischen und Stühlen. Mehrere alte, allzu alte Menschen sitzen über den ganzen Raum verstreut. Haben sie den richtigen Zeitpunkt zum…

Ich schwimme, ich fließe

Von Michael Wiedorn Ich schwimme im Fluss, fließend aus der Badehose. Der Strom leuchtet azurn gegen die türkisenen Kacheln. Ich bin ein Fisch und tummle mich in der Flut. Wogend in den Wellen. Gischt spritzt und ein bleicher, steifer Körper treibt ins Meer. Hinaus ins Freie. Wogend im Tode. Leistungssportler grölen fröhlich und springen vom…

Und wenn nicht

Von Dorothea Lesche Dieser Schmerz in der Brust. Wie Krämpfe. Wie Schluchzen. Die Einsamkeit wie ein Schmerz in der Brust. Und um die Einsamkeit herum all die Menschen. Warum merkten sie nichts, all die Menschen.Von hier und von dort kamen die Menschen auf den Platz, aus der Septembersonne, aus der U-Bahn, von zu Hause, aus…

Der letzte Satz

Von Dorothea Lesche Meine Mutter fürchtete die Schlangen. So stand er auf dem Papier, der erste Satz. Für ihre Mutter wollte sie diesen Aufsatz schreiben. Thema „Ein Gefühl“, Abgabezeitpunkt 10:00 Uhr. Rechts oben an der Wandtafel lauerte die Zehn: eine Eins und eine Null, ein Doppelpunkt und zwei Nullen, eingekreist in Rot und Gelb und…

Wellen

Von Hannah Knaack-Völker Wellen. Wellen schaukeln. Wellen schwanken, schwanken wie das Leben. Das Leben ist nicht fest. Es steht nicht auf Granit. Es ist mehr wie eine Autobahn, die über Torf gebaut wurde. Nicht jeder, der darüber fährt, weiß um den Untergrund. Die, die Bescheid wissen, glauben vielleicht, dass das Bauwerk hält, dass es stabil…

Ferne

Von Hannah Knaack-Völker Ferne. Berge. Wälder. Wolken. Regen. Wind. Keine Lichter. Nur Ferne. Was macht ein solcher Ausblick mit einem? Um in die Zukunft zu gucken, ist es wichtig, in die Ferne zu gucken? Muss ich etwas wie Weite mit meinen Augen sehen, um den Horizont in meinem Leben zu sehen? Was passiert, wenn man…

Die Synkope

Von Delia Kassi Die Synkopeist es doch, die interessiert.Das Stolpern, Innehalten aus Versehen,die feine kleine Irritation,die aufhorchen lässt, mindestensein Zucken macht sie innerlichein Wanken, Zaudern. Und der Wechsel Triole, Duole,immer wieder ein Spaß.Ein Torkeln macht’s wie auchdie Wechsel im Takt, aus der Laune. Und die kleine Sekunde,die lieben wir weil sie schneidet,ritzt und beißtein klein…

Das blaue Bild

Von Barbara Gase Ines lief ins Badezimmer und ließ sich eiskaltes Wasser über die Pulsadern laufen. Ihr dünnes Long-Shirt klebte am Körper. Sie atmete durch den Mund, wischte sich die Schweißperlen von der Stirn und wusch die Farbe ab, die sich auf ihren Händen und Armen verteilt hatte. Ein blauer Strudel strömte in den Abfluss.…

Mehr Sein als Schein

Von Alexander Zar Henry sass an seinem Schreibtisch und verharrte wie eine Säule; es war wieder einmal Weihnachtszeit, die ihm gar nicht behagte und so zog er sich in seine Kammer zurück und wollte möglichst allen Begegnungen aus dem Weg gehen. Er lebte in einem recht kargen Appartement, das er sich gerade noch so leisten…

Wissen, das die Welt nicht braucht

Von Michael Kothe »Liebe Zuschauer, wir melden uns zurück aus der Werbepause. Hier ist die beliebte Quiz-Sendung ‚Wissen, das sie Welt nicht braucht‘. Ich bin Jünter Gauch, und mir gegenüber sitzt Jan Sprockhövel, der sich bis zur 10.000-Euro-Frage vorgearbeitet hat. – Herr Sprockhövel, sind Sie bereit für die 10.000-Euro-Frage?«»Klar! Bereit wie immer.« Siegessicher grinst der…

Kunst und Krempel

Von Michael Kothe Düster reckte sich die Villa über die mannshohe Ligusterhecke, gerade so, als wolle sie beobachten, was auf der anderen Seite im Nachtdunkel vor sich ging. Unbeugsam streckte sie dem Novemberniesel ihren Giebel entgegen. Gerade wie aus Trotz, weil er das gedämpfte Licht, das sich durch die Lamellen der Fensterläden quälte, zur Gänze…

Menschen. Leben.

Von Walther Stonet Der Mensch lebt nicht vom Brot allein! Nein, er muss handeln,Muss Gutes schaffen und dem Bösen wehren. Doch:Was immer er auch tut, er endet tief im Loch,Muss schließlich sich in jenen Lehm zurückverwandeln, Aus dem er einst gebacken durch sein Leben kroch.Er wird sich irgendwann mit irgendwem VerbandelnUnd liegt in Betten, fläzt…

Бахмут. Himmel. Blau.

Von Walther Stonet Der blaue Himmel spannt sich übers Land.Er segnet selbst die Hölle unter sich.Dort bomben sie sich tot, und der VerstandVerließ sie lange schon. Gelegentlich Fliegt eine Amsel durch den Fleischwolfschlund,Der sich hier aufgetan hat: FebruarWar’s, los ging’s ohne jeden guten Grund.Jetzt ist‘s ein Wintertag im Januar, Und keine kleine Wolke steht im…

Abschied im Anzug

Von Walther Stonet Der Anzug hängt zerknittert da. Wie ichIst er total und völlig durch den Wind.Ich weiß nicht, wie der letzte Satz beginnt.Ob sie‘s verzeiht? Ich bete flehentlich Zu allen Göttern, die mir gnädig sind:Ob’s einen gibt, das weiß ich leider nicht.Die Hände halte ich vor mein GesichtUnd weiß, dass im Moment mein Glück…

Zwiebelmania

Von Walther Stonet Herr Karl aus nem Vorort von ZossenHat kürzlich viel Tränen vergossen.Er schälte ne ZwiebelUnd die nahm das übel,Das hat beide ziemlich verdrossen. *  © 2023 Walther StonetAlle Rechte vorbehalten

An betung

Von Walther Stonet Der bei trag des nachrichten sprechers zerfledderte im rauschen des tornados Elms feuer auf kirch turmspitzen brachen ab & fielenunter die un gläubigen die ins kirchenschiff strömten des betens wegen In den erhobnen zeige finger des predigersfuhr der blitz & hielteine donnernde predigt Im gesang buch tanztendie noten zu „Ein festeBurg ist…

Flugmodus

Von Anke Meer Ok Handy, ich habe es geschafft dich heute wenigstens eine Stunde auszuschalten und sechs Minuten Flugmodus. Obwohl mich das Plakat an der Eingangstür vom Kindergarten täglich erinnert. Warum zum Teufel schmeiße ich dich nicht endlich in die Spree. Weshalb tun Smileys wieder so weh? Aus jetzt! Digital Püree. Speicherkarte SD, morgen bist…

Freundschaft

Von Markus Katzenmeier Erst nach den Entdeckungsreisen lauern die GefahrenWorte, Themen, Taten – fast immer mit VerfallsdatumSehr klein gedruckt Und plötzlich bist du wegUnd duUnd du auch Schuldlos war ich nieDennoch bleibt die Frage:Freundschaft, was ist das eigentlich? * © 2023 Markus KatzenmeierAlle Rechte vorbehalten

überall liegen die scherben herum -Aphorismen II

Von Gerald Marten  DAS  UNIVERSUM  IST  DER  GELUNGENE  VERSUCHEINES  IRRTUMS EIN  HAUFEN  SEKUNDEN  MACHEN  EINE  MINUTEEIN  HAUFEN  MINUTEN  MACHEN  EINE  STUNDEEIN  HAUFEN ZEIT  MACHT  EIN  LEBENEIN  HAUFEN  LEBEN  MACHT  EINE  SEKUNDE DIE  GIRAFFE  IST  EIN  SAURIER  IM  SCHAFSPELZDER  MENSCH  IST  EIN  AFFE  MIT  NOBELPREIS IHR  SEHT, WAS  IHR  GLAUBTABER  GLAUBT  NICHT, WAS  IHR  SEHT PFLICHT  IST  DIE  FLUCHTVOR  DER …

Undeutsch

Von Achim Koch BerlinMitte Es war ein regnerischer Tag im Mai, und ich dachte noch, bei dem Wetter würden sich nur wenige ins Zentrum wagen. Doch auch damit hatte ich mich geirrt. In der letzten Zeit hatte ich mich häufig geirrt. Oder mich irren wollen.Wer kennt sich selbst schon wirklich gut, will sich wirklich gut…

Welt

Von Marcus Nickel Ist ein Schmerz, eine Krankheit oder ein Unfall die Folge für menschliche Verfehlungen, für Untaten oder gar Verbrechen? Und wie verwerflich wäre es, dies einem verletzten oder kranken Menschen an den Kopf zu werfen? Wie man es nennen will, ob Schicksal, Karma, Zufall, hängt von der persönlichen Einstellung ab. Ich sage jedenfalls,…

wirken lassen

Von Philip Bartetzko Wir müssen lebenUnd Leben wirken lassen.In uns seinUnd auch den Schmerz zulassen.Keine Furcht vor Selbsterkenntnis –Keine Zweifel an dunklen, scheinbar lichterlosen Tagen –Die Hoffnung, die im Inneren begründet ist –Die Faszination, die uns nicht loslässtKann uns durch den Nebel tragen. –Große, wilde Liebessagen – welche die Zeit anhaltenWährend andere Sterne auch den…

Common Blackbird

Von Jens Kotowski Obsidianschwarzes GefiederLeuchtend gelber SchnabelGelber Ring um AugenliderKräftig glänzen die Flügel Gerade noch leiser GesangSchon der Hahn zum Kampfe bereitGestern! Heute ohne BelangFür Braut und Brut wird es bald Zeit Weiterhin lenzfreie WochenIn einem noch jungen JahrWinterruh ist durchbrochenUnd Amsel hat ihr Revier längst klar * © 2023 Jens KotowskiAlle Rechte vorbehalten

Der grüne Gründer

Von Max Schatz Der hinter seinen Ohren grüne Gründerkann den omnipräsenten Bildschirmensich kaum noch widmen, stampft wie wild Firmenaus kargem Boden, stopft kritische Münder mitnichten, hat sich registriert bei Tinder,Papiere sich zu einem Schild türmenauf seinem Schreibtisch, Burnout killt Birnender Mitarbeiter, buhender wie Rinder. Die Flut von Daten, doch kein Daten; Lieben –komplett ein Märchen.…

9.4.00/12:15 grinzinger friedhof

Von Peter Lexa das frühlingserwachen schmerztist nicht mehr teilbardu liebtest alles, was wächst, so sehr grau die tageeinsam die nächtedu bist nicht mehr verdrängt ist, was uns trenntealler hader dahin hoffnung auf neues lieben? – der sportliche grauschopf der eben vorüberging! * © 2023 Peter LexaAlle Rechte vorbehalten

damals

Von Franz Niemand ganz ohne spracheim walzertaktmit glasaugenvoller sehnsuchtdurch abgründetraumatischer tiefgangzügellos poetischeseefahrtenmit schlingen um den traumdas gruftige jubiläum derbrüchigkeitdes aufrüttelnden kussesdes alptraums damals unendlichin vergessenheit gesunken * © 2023 Franz NiemandAlle Rechte vorbehalten

zerschredderungen

Von Heinz Erich Hengel schredderung I:im schredder-shop die maschinen surren oft es kracht, als würden knochen brechen auch wenn es noch vieles gäbe zu besprechen: das surren ist von kurzer dauer bis die festplatte ist zerhackt nicht aber ists das hacken > es ist das schreddern… und das zählt zerschredderte knochen in einem brei von…

Kleines Essay an Silvester

Von Pawel Markiewicz Ich spüre eine unendliche Wonne, die mir ein Geist des Silvesters schenkt. Ich kann einfach zärtlich den Engeln die Seele geben. Ein Zauber des Abendrotes erwacht in meinem Innern. Die Ewigkeit ruft nach einem Traum, der soanmutig glitzert. Der Flimmer der Sehnsucht offenbart eben pompöse Erfüllung, zu Silvester. An Silvester fließendie Gedanken…

Beide Pachamamas

Von Pawel Markiewicz Der Duft mehliger Äpfel bei Oma bestrickte jeden schlechthin. Meine Großmutter war die erste große Pachamama für unsere Familie und meine Träume. Sie pflegte einen zaubervollen Obstgarten, in dem viele Sorten von Apfelbäumen über den Lenz aufblühten und Früchte im Spätsommer oder im Frühherbst trugen. Und die Ontologie der Äpfel war der…

Drei Limericke

Von Pawel Markiewicz Wegen einer Betörung durch den Apfelzauber schrieben: die Oma (alte Pachamama) einen Limerick über die Philosophie, die Mutter (junge Pachamama) einen Limerick von der Dichtung sowie eine Made, der Spiegel von Pachamamas, einen Limerick über den Nationalismus in dem Apfel nieder. 1. Der Limerick über die Philosophie Die Ontologie tanzt mit Geistern.Mit…

Der Doppelgänger

Von Johannes Morschl Es war in einer verregneten Novembernacht in Berlin, als der 44-jährige Dichter Georg Wirre glaubte, von jemandem verfolgt zu werden. Er ging gerade vom Heidelberger Krug am Chamissoplatz, wo er mit sich selbst gezecht hatte, zur Nachtbus-Haltestelle am Platz der Luftbrücke. Zuerst fiel es ihm gar nicht auf, doch allmählich drang es…

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